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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
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zeugt hierbon die Structur. Das untere Gemaͤuer iſt, beſonders im Innern, ziemlich roh, die Steine nicht einmal ganz ſtreng nach dem Richtſcheite behauen oder geebnet; es findet ſich keine Einfuͤgung von Balken, ſo daß eine Emporkirche oder ein Chor auf der weſtlichen Seite bloß durch Stuͤtzbalken getragen wird alſo ſpaͤterer Zuſatz iſt. Das Ganze bildet nicht, wie die meiſten

Kirchen juͤngeres Alters, die Form eines Kreuzes, ſondern die

beiden Wande auf der nördlichen und ſudlichen Seite gehen ge­rade fort ohne Unterbrechung. Dagegen iſt das Gewoͤlbe im hohen Grade ſeltſam und kunſtlich: hier im nördlichen Deutſch­land findet man nur in Jüterbog etwas Ahnliches, auf dem dortigen Rathhauſe. es beſteht namlich aus lauter unregelmäßig neben einander ſtehende 2 und kleinern Spitzgewoͤlben, die zuſammen das Bild vieler neben einander mim. Papierduten geben. Allein trotz e kunſtvollen Structur traͤgt es dennoch den Charakter einer nicht genug vollendeten Architektonik an ſich: ſo unharmoniſch und ungeregelt iſt es im Ganzen. Und doch zieht es, ein treues Bild der Baukunſt jener Zeit, gerade um dieſer Unvollkommenheit willen das Auge des Kenners auf ſich. Unten am Grunde iſt das Gebaͤude zum Theil aus behauenen Feldſteinen, ſonſt nur aus gebrannten Steinen aufgeführt. Bei­des ſind Baumaterialien, welche die hieſige Gegend von Anfang an geliefert hat. Spaͤterhin hat die Kirche zum oͤftern Repa­raturen erfahren, zuletzt im Jahre 1725. Dadurch mag fie Manches von* Alterthuͤmlichkeit verloren haben; dennoch iſt ſolche noch jetzt deutlich zu erkennen im Außern, wie im Innern. Neu iſt der N ira neu wahrſcheinlich auch die äußern Pfei­ler an der Oſtſeite. Über das Alter der letztern wurden wir be­ſtimmter urtheilen koͤnnen, wären wir im Stande, eine Inſchrift zu entziffern, welche ſich auf einem dieſer Pfeiler, dem nord­oͤſtlichen, befindet. Daß fie eine Jahreszahl enthält, iſt ſicher; doch ſcheinen die Steine nicht in gehoͤriger Folge zu ſtehen, weil die Wörter nicht zu einander paſſen(.

*) Mit Mühe las ich die Worte: Anno di.. CCCXVINTN. iſt die Kirche gbut Criſti vnnſers Seligmachers. Ob dieſe Inſchrift ſogleich in die Steine hinein gebrannt oder, wie Alexander von Minutoli meint