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Altar in der Krypta geſtiftet habe zu Ehren der Jungfrau Maria, Johannes des Täufers, Maria Magdalena's, Katharina's und des Biſchofs und Maͤrtyrers Levinus.
Vergleichen wir mit dieſen aus den Urkunden geſchoͤpften Nachrichten das Gebäude ſelbſt, wie es ſich gegenwärtig unſern Augen darbietet, ſo mag ſich allerdings auf den erſten Blick ein befremdendes Mißverhaͤltniß herausſtellen und ein leiſer Zweifel an jener Annahme rege werden. So gar neu ſind ſo viele Theile. Dem prüfenden Auge wird indeſſen bald klar werden, daß man hier zwei verſchiedenen Bauſtylen und folglich zwei verſchiedenen Zeitaltern begegne. Einmal ſind manche Partien weit ſchoͤner und kunſtvoller als die andern; ſodann iſt mehreren Stuͤcken und zwar gerade denjenigen, welche die Grundtheile des Gebaͤudes ſind, welche den ſogenannten Byzantiniſchen Charakter an ſich tragen, das Gothiſche in unharmoniſcher, ſogar in ſchroffer Weiſe an- oder aufgeſetzt, fo daß das Ungehoͤrige bei näherer Betrachtung ſofort in die Augen ſpringt. Ja man nimmt ſogar an den Pfeilern des Hauptſchiffes, am Mauerwerke, deutlich wahr, wie die regelmäßige Gliederung und das Kaͤmpfergeſims der aͤltern Anlage durch eine Vermehrung und Erweiterung nach den Sei— ten zu verbauet und unterbrochen iſt. Die Steine liegen nicht in gerader Linie; ihre Reihen paſſen nicht zu einander, greifen nicht in einander ein. Scheiden wir nun das Kunſtvollere, das Regelmaͤßigere, das im Gothiſchen Style Gebaute als das Späz tere, als das Angefuͤgte ab von dem uͤbrigen: alſo den oͤſtlichen Theil des Mittelſchiffes uber dem Hochaltare, die beiden Seiten— ſchiffe und das eigentliche Gewoͤlbe der Gruftkirche, in welcher naͤmlich die Gothiſchen Gurten ſogleich, d. h. ohne die nothwendige Vermittelung, aufliegen auf den Capitaͤlern der Byzantiniſchen Saͤulen und auf den Wandpfeilern, ſo bleiben als die erz ſten und aͤlteſten, als die Grundbeſtandtheile der Kirche, folgende übrig:
„) Nach dem Urtheile Kugler's(in Schulze's Progr. über d. hieſige Dom⸗ und Stiftskirche S. 21) gehören dieſe Gothiſchen Theile in das vierzehnte, vielleicht auch, wenn man einzelne Details beruͤckſichtiget, ſelbſt in das funfzehnte Jahrhundert, und zwar in die ſpaͤtere Zeit derſelben. Es fehlt hierüber gänzlich an ſichern Nachrichten.