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1) Das Haupt⸗ oder Mittelſchiff mit jenen rundbogigen Arkaden, durch welche die hohen Seitenwände getragen werden, auf denen wieder das obere Gewoͤlbe ruht;
2) ein Theil der Außenwaͤnde des Chores, die gleichen Charakter haben;
3) die Wände und Säulen der Gruftkirche;
4) die Halle neben der Gruftkirche;
5) die Sacriſtei und
6) das weſtliche Portal mit ſeinen allegoriſchen Darſtellungen. Hinſichtlich der erſten und zweiten, der vierten und fünften
Nummer kann gar kein Zweifel obwalten: ſie tragen zu deutlich
den aͤltern Styl, den ſogenannten Byzantiniſchen Geſchmack an
ſich. UÜberdieß iſt das Gemäuer an demſelben, namentlich am
Hauptſchiffe, ſogar etwas ungerade, ſelbſt roh, zeugt von eini
ger Kindheit der Architektur, gerade von ſolcher Weiſe, wie ſie
etwa zu Ende des zwölften Jahrhunderts in den hieſigen Gegenden ſich vorausſetzen laßt. Was aber die Krypta anbetrifft, ſo moͤchten die von uns als Byzantiniſch angegebenen Theile ſelbſt, hinſichtlich ihres hohen Alterthumes, einiges Bedenken erregen. Dort ſind die ſchoͤnen Formen der ſogar aus Sandſtein gebildeten Capitaͤler(3) und Baſen an den Saͤulen, die Eigenthuͤmlichkeit, die phantaſtiſche Compoſition der Ornamente(das Wunderbare, ſogar Abenteuerliche. der Thiergeſtalten, die verſchlungenen Blaͤtterverzierungen, die myſtiſche Zuſammenſetzung halb menſchlicher, halb thieriſcher Geſtalten mit ihren geſpenſtiſch grinſenden Geſichtern), ferner die Weichheit und der Schwung der Figuren, die praͤciſe und correcte Ausfuhrung, die ſo geiſtreich humeriſtiſche Belebung des Ganzen, Eigenſchaften, welche einen ſo hohen Grad von Vollkommenheit in der Plaſtik erkennen laſſen, wie man kaum in jenem Zeitalter glaubt vorausſetzen zu duͤrfen. Dennoch iſt nicht zu zweifeln: wir haben das zuverlaͤſſige Zeugniß der Brandenburgiſchen Chronik. Um ſo intereſ
ſanter und der Aufmerkſamkeit eines jeden Kenners um fo wer—
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ther find dieſe Sculpturen.
„) Einige findet man abgebildet in Weg. v. Minutoli's Denkmälern d. Bauk. in d. Brandenb. Marken. J. B. 2. H.