Druckschrift 
Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
106
Einzelbild herunterladen

106

1) Das Haupt⸗ oder Mittelſchiff mit jenen rundbogigen Arka­den, durch welche die hohen Seitenwände getragen werden, auf denen wieder das obere Gewoͤlbe ruht;

2) ein Theil der Außenwaͤnde des Chores, die gleichen Cha­rakter haben;

3) die Wände und Säulen der Gruftkirche;

4) die Halle neben der Gruftkirche;

5) die Sacriſtei und

6) das weſtliche Portal mit ſeinen allegoriſchen Darſtellungen. Hinſichtlich der erſten und zweiten, der vierten und fünften

Nummer kann gar kein Zweifel obwalten: ſie tragen zu deutlich

den aͤltern Styl, den ſogenannten Byzantiniſchen Geſchmack an

ſich. UÜberdieß iſt das Gemäuer an demſelben, namentlich am

Hauptſchiffe, ſogar etwas ungerade, ſelbſt roh, zeugt von eini­

ger Kindheit der Architektur, gerade von ſolcher Weiſe, wie ſie

etwa zu Ende des zwölften Jahrhunderts in den hieſigen Gegen­den ſich vorausſetzen laßt. Was aber die Krypta anbetrifft, ſo moͤchten die von uns als Byzantiniſch angegebenen Theile ſelbſt, hinſichtlich ihres hohen Alterthumes, einiges Bedenken erregen. Dort ſind die ſchoͤnen Formen der ſogar aus Sandſtein gebilde­ten Capitaͤler(3) und Baſen an den Saͤulen, die Eigenthuͤm­lichkeit, die phantaſtiſche Compoſition der Ornamente(das Wun­derbare, ſogar Abenteuerliche. der Thiergeſtalten, die verſchlunge­nen Blaͤtterverzierungen, die myſtiſche Zuſammenſetzung halb menſchlicher, halb thieriſcher Geſtalten mit ihren geſpenſtiſch grin­ſenden Geſichtern), ferner die Weichheit und der Schwung der Figuren, die praͤciſe und correcte Ausfuhrung, die ſo geiſtreich humeriſtiſche Belebung des Ganzen, Eigenſchaften, welche ei­nen ſo hohen Grad von Vollkommenheit in der Plaſtik erkennen laſſen, wie man kaum in jenem Zeitalter glaubt vorausſetzen zu duͤrfen. Dennoch iſt nicht zu zweifeln: wir haben das zuver­laͤſſige Zeugniß der Brandenburgiſchen Chronik. Um ſo intereſ­

ſanter und der Aufmerkſamkeit eines jeden Kenners um fo wer

m

ther find dieſe Sculpturen.

) Einige findet man abgebildet in Weg. v. Minutoli's Denkmälern d. Bauk. in d. Brandenb. Marken. J. B. 2. H.