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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
108
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108 eine Ecke ſchielt, ob er die Gaͤnſe nicht erhaſchen konne; die vierte, wie er über die armen Thiere her ‚Fällt; die fünfte, wie alle erwuͤrgt daliegen; die ſechste, wie ſelbige vor zwei Perſonen (Gott den Vater und Gott den Sohn?) treten, den Fuchs an­zuklagen und ihr eigenes Urtheil zu empfangen; die ſiebente, wie ſie forteilen, einen lzweig(das Bild des ewigen Friedens, der ewigen Seligkeit) in den Schnaͤbeln tragend; die achte, wie der Fuchs ſein Urtheil empfängt, Das iſt keine Satyre, wohl aber eine in eine Allegorie gekleidete ſcharfe Mahnung an die Geiſt­lichen, denen dieſe Kirche gehoͤren ſollte, das nicht als ein Mittel zu betrachten und zu arg haba das einfaͤltige, unſchuldige, argloſe Volk zu hintergehen und zu mM Ten, Und

welches Bild haͤtte ſich für ein chriſtliches Gotteshaus beſſer ge­

ſchickt in Zeiten, wo von den e ee. ſo oft und ſo vielfaͤltig in dieſer Beziehung geſundigt ward? Von aͤhnlicher Art iſt die Bildnerei auf der entgegengeſetzten, der rechten Seite des Por­tales, wo ebenfalls auf acht verſchiedenen von Oſt nach Weſt fortgehenden Feldern acht Scenen dargeſtellt ſind, die einen glei­chen allegoriſchen Sinn zu haben ſcheinen, obwohl es weder mir noch irgend Jemandem hat gelingen wollen, ſie genuͤgend zu er­klaͤren. So erſcheint z. B. im dritten Felde ein großer Vogel, der im vierten gleichfalls um eine Ecke ſchaut und ein vierfußi­ges Thier, das ſich deſſen nicht verſieht, beim Kopfe packt, wor­auf im r, eee eine Menge Vierfüßler, unter andern ſogar Schweine, in eiliger Flucht be egriffen ſind. Beide Kunſtgebilde : in Sandſtein eingegraben, und abgeſehen von dem Sinn­

eichen der ganzen Darſtellung, herrſcht in der Form eine ſolche u. it, im Ausdrucke der Charaktere eine ſolche Schärfe, eine ſolche Lebendigkeit, daß man nur mit Bewunderung bei dem Bilde verweilt. Es gibt einen eben ſo vortheilhaften Begriff von der Kunſt in jenem Zeitalter als die Sculpturen in der Gruft­kirche.

Durch all dieß moͤchte erwieſen ſein, daß die Dom- und Stiftskirche Brandenburgs ihren Grund- und Haupttheilen nach © der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts erbauet iſt.

Mithin muß für eine der aͤlteſten in 3 Stadt, ja für

fi eine der aͤlteſten in der Mark gelten. Daraus und aus ihren