109 ſchoͤnen Bildnereien nehme man ab, was wir an dieſer Kirche haben: wie ſie wohl verdiente in unſern Tagen durch die Gnade feiner Majeſtaͤt, des jetzt regierenden Königs, und durch die Fuͤrſorge des gegenwärtigen Domcapitels wieder hergeſtellt, aus geſchmuͤckt und der Nachwelt erhalten zu werden. Aber auf der andern Seite hüte man ſich auch, fie für älter zu erklaͤren als eben angegeben iſt. Dazu koͤnnte leicht eine Sage verleiten, die ſich ſogar an einen Theil derſelben angehängt hat(*). In dem Gewoͤlbe nämlich uͤber dem rechten Arme des Kreuzes, das von er Kirche gebildet wird, zeigt man eine runde Öffnung: von ihr erzaͤhlt man, daß Biſchof Dodilo, bekanntlich der zweite dieſer feiner Würde(2), im Jahre 980, als er ſich vor den ploͤtzlich einbrechenden Wenden von der Sacriſtei aus in den Raum zwi— ſchen jenem Gewoͤlbe und dem Kirchendache gefluͤchtet habe, durch das Bellen ſeines Hundes, der ihm dahin gefolgt, verrathen und von den Wuthenden durch jene Offnung herabgeſtuͤrzt worden ſei und den Geiſt aufgegeben habe; an dieſer Stelle liege er auch begraben. Hiergegen laͤßt ſich erinnern: erſtens daß die heutige Domkirche zu Dodilo's Zeiten noch gar nicht geſtanden hat; waͤre alſo das Factum gegruͤndet, ſo koͤnnte nur die Petrikirche der Schauplatz desſelben geweſen ſein. Zweitens melden die Schrift— ſteller, in welchen der Ermordung Dodilo's Erwaͤhnung geſchieht, gar nicht, daß er von den Wenden durch Herabſtuͤrzen vom Kirchengewoͤlbe umgebracht, ſondern von den Seinigen erdroſſelt wor— den ſei. Liegt der Sage wirklich etwas Hiſtoriſches zum Grunde, fo koͤnnte es etwa nur Folgendes ſein: Dodilo, von den Seini— gen gehaßt und von ihnen eines Tages mit dem Untergange bedroht, fluͤchtet ſich in die damalige Dom- oder Petrikirche und verſteckt ſich dort auf dem Kirchboden. Sein Hund folgt ihm dahin, und als die Verſchworenen, den Biſchof zu ſuchen, in die Kirche dringen, verraͤth das Bellen des Hundes den Schlupf: winkel. Jene ſtäͤrmen hinauf, erwurgen den geiſtlichen Herrn und ſtürzen ihn darauf durch die Offnung d des Gewoͤlbes auf den
1) Man findet ſie in v. Rochow's geſchichtl. Nachr. von Brandenburg S. 37 f. 2) Vgl. oben S. 46