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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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Boden hinab. An dieſer Stelle ward er beigeſetzt, und als im 3

Jahre 982 die Wenden Brandenburg erobern, wühlen fie das Grab auf, berauben den V erdigen ihn nun wieder. auch das Grabmal zerſtoͤrt worden. Zu den Baukoſten des neuen Gotteshauſes hatte nebſt man­

erſtorbenen alles Schmuckes und be­zachmals waͤre denn mit der Kirche

chen Privatleuten, wie z. B. jenem Everer von Lindau, dem Bi­ſchofe und dem Praͤmonſtratenſer⸗Orden gewiß auch die markgraͤf­liche Familie zur Foͤrderung ihres ewigen Seelenheils, wie es der damalige Zeitgeiſt erheiſchte, beigetragen, und daraus laßt ſich erklaren, warum Juditha daſelbſt ihre Grabſtätte mochte gewünſcht und erhalten haben: es war gewoͤhnlich, ſich in derjenigen Kirche beerdigen zu laſſen, die man geſtiftet. Unter ſolchen Umſtaͤnden konnte der neue Tempel viel größer und praͤchtiger werden als die bisherige Kathedrale, die Petrikirche. Dieſe trat vor ihm ge­waltiglich in Schatten: ſie ſank zu einer Parochialkirche, ja zu einer bloßen Capelle herab, welche Benennung ſie auch ſeitdem fuhrte. Sie gehörte fortan dem Markgrafen, der das ius pa­tronatus über fie übte. Später(1254) ward ſie dem Biſchof und noch ſpaͤter(1325) dem Domcapitel überwieſen, dem fie auch bis jetzt verblieben iſt.

um 1170 moͤgen die Praͤmonſtratenſer Brüder in ihr neues Kloſter eingezogen ſein, und ſo trat jetzt das Inſtitut in ſein eigentliches Leben. Dieß mag uns eine paſſende Gelegenheit ſein, weitlaͤufig über deſſen Einrichtung zu ſprechen. Die Praͤmonſtra­tenſer zeichneten ſich ſchon im Außern aus: zuerſt trugen ſie die Tonſur, d. h. das Haar in der Mitte des Kopfes auf und um den Scheitel geſchoren, ſo daß rings um das Haupt nur ein Kranz von Haaren, die ſogenannte corona, blieb. Auf dieß un­terſcheidende Merkmal hielt man ſo ſtreng, daß Niemand die ihm zugeſprochenen Beneficien genießen durfte, wenn er nicht die Ton­fur hatte(4). Die Kleidung war bei Allen ganz gleichfoͤrmig: ſie beſtand aus einer Art Beinkleider; uber dieſe ward ein lin

nenes Gewand geworfen, das bis auf die Ferſe reichte. In bei­

) S. Gercken S. 613. Die hier gegebene Urkunde i für den gegen­waͤrtigen Zweck beſonders wichtig.