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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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den mußten die Brüder auch ſchlafen. Dann folgte ein Leibrock von Tuch, der im Winter von Pelz ſein konnte. Endlich kam und dieß war die hauptſaͤchlichſte unterſcheidende Tracht ein ſchwarzer Mantel, der bis auf das Knie reichte, mit auf­geſchlitzten, hinten weghangenden Armeln verſehen war und zu­gleich die ſogenannte Kappe oder die Bedeckung fuͤr den Kopf abgab. Statt der letzteren, die fie bei allen geiſtlichen Verrich­tungen aufhaben mußten, konnten ſie ſich fuͤr gewoͤhnlich auch der Hüte bedienen. Alle jene Kleider durften weder zu lang noch zu kurz, nicht aus rothem oder gruͤnem Zeug ſein. Hinſichtlich der Schuhe war verpoͤnt, aufgeſchlitzte oder welche von rothem und weißem Leder zu tragen.

Die Canonici wohnten alle in einem einzigen Hauſe, in jenem Kloſtergebaͤude: die aͤlteren hatten eigene Cellen, ſpaͤter Woh­nungen außer und neben dem Kloſter, ſogenannte Curien(Hoͤfe). Gemeinſchaftlich waren die Mahlzeiten, die Andachtsübungen. Die Tage waren getheilt zwiſchen Berufs- und Privatgeſchaͤften, zwiſchen Lehren und Lernen, zwiſchen Gebeten, dem Horas­Singen, Meſſeleſen, Abhaltung der Vigilien, Beſorgung des Gottesdienſtes theils in der Domkirche theils in den ihnen ſonſt noch zugeordneten Kirchen, der Seelſorge in ihren Gemeinden und der Ertheilung der Sacramente; denn auch hier in Brandenburg verbanden die Praͤmonſtratenſer, wie anderwaͤrts, den Beruf der Weltgeiſtlichen oder Pfarrer mit dem einſamen Kloſterleben. Als Mitglieder des prieſterlichen Standes in der katholiſchen Kirche waren ſie zur Eheloſigkeit und zu ſtrenger Keuſchheit verpflichtet: wer notoriſch dagegen ſuͤndigte, ward feiner Würde enthoben. Von Trunkſucht und Voͤllerei mußten fie ſich durchaus frei erz halten; mit Kauf, Verkauf und andern Gewerben, welche ſich nicht mit dem Berufe eines Geiſtlichen vertragen, durften ſie ſich nicht abgeben. Im hohen Grade einfach, ſogar kaͤrglich war ihre tägliche Lebensweiſe: fo z. B. durften die Geſunden nie Fleiſch eſſen. In manchen Stücken gingen die Ordens vorſchriften ins Kleinliche und ͤbertriebene. So ſetzten fie z. B. feſt, wie man Salz mit dem Meſſer nehmen mußte, welche Strafe der­jenige bekommen ſollte, welcher den Streichriemen mit dem Ra­ſirmeſſer durchſchnitte, welcher ein Wachslicht zerbraͤche u. ſ. w.