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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
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Solches erklaͤrt ſich indeſſen aus dem Charakter der damaligen Zeit und aus der anfänglichen Armuth des Mutterkloſters Pré­montré, um derentwillen man jegliche Ausgabe, jeglichen Scha­den zu verhuͤten ſuchte. Blinder Gehorſam gegen die Anordnun­gen der Vorgeſetzten war Regel, Alles zu thun für die Religion oder vielmehr fuͤr die Kirche das Hauptgebot: darum waren Entbehrungen jeglicher Art, Gefahren, ſelbſt der Tod mit Ruhe und Reſignation zu tragen. Die wiſſenſchaftlichen Studien be­ſchraͤnkten ſich bei ihnen, die meiſt nur die praktiſche Richtung verfolgten, bloß auf die Theologie in ihrem damaligen Umfange, auf das canoniſche Recht als zu ihrer kirchlichen und politiſchen Stellung nothwendig, auf das Erlernen der Lateiniſchen Sprache als der Kirchenſprache und auf die Muſik(den Kirchengeſang und das Orgelſpiel). Gering mag unter ihnen im Ganzen das Studium der Griechiſchen und Roͤmiſchen Claſſiker geweſen ſein: jener Fleiß, die Schriften der Alten zu lefen und durch Abſchrif­ten zu vervielfältigen, wie wir ihn z. B. bei den Benedictinern finden, hat bei ihnen nicht geherrſcht; denn es hat wohl eine Bibliothek in dem Domſtifte gegeben, aber ſie hat bloß aus eini­gen Kirchenvaͤtern und aus theologiſchen Schriften beſtanden, von Handſchriften Griechiſcher und Roͤmiſcher Autoren hat ſich nichts darin vorgefunden. Auf jene wenigen Lehrgegenſtaͤnde, zu denen allenfalls noch ein nothduͤ rftiger Unterricht in den Anfangs­gründen der Mathematik, in der Rhetorik und Grammatik kam, mag auch die Unterweiſung der Novizen beſchraͤnkt geweſen ſein. Die Anſtalt bildete nämlich die Männer ſelbſt heran, welche die etwanig abgehenden Mitglieder erſetzen ſollten. Hauptſache war aber bei dieſer Ausbildung immer das Anlernen zum praktiſchen geiſtlichen Amte, zur Ausübung des katholiſchen Gottes⸗ und Kirchendienſtes.

Das Stift bildete ein in ſich abgeſchloſſenes Ganzes. Zu ſei­ner Unterhaltung waren ihm beſondere Einkuͤnfte angewieſen: ſel­bige floſſen zuerſt aus jenen in der Stiftungsurkunde aufgefuͤhr­ten Dörfern, von denen Bukow, Garlitz, Bultitz(*), Müzlitz,

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) Iſt jetzt ſpurlos verſchwunden. Es muß im Havellande gelegen haben.