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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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Sattel und Zeug(5). Endlich dem Biſchofe an Wurde zunaͤchſt ſtehend, hatte er auch die naͤchſte Anwartſchaft zum biſchoͤflichen Stuhle, und war derſelbe erledigt oder der Biſchof auf laͤngere Zeit abweſend, ſo verſah er deſſen Stelle innerhalb ſeines Archi­diaconats, ſo lange als die Vacanz oder Abweſenheit dauerte, mit Ausnahme nur von denjenigen Sachen, zu deren Anordnung oder Ausübung die biſchoͤfliche Weihe ſelbſt gehoͤrte. Der Propſt zrandenburg hatte mithin eine gar bedeutende Stellung.

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in ie übrigen Mitglieder des Domſtiftes, welche keines dieſer Ämter bekleideten, führten ſchlechtweg den Namen Domherren oder Canonici, diejenigen aber unter ihnen, welche bereits zur Ausuͤbung gottesdienſtlicher Handlungen für tüchtig befunden wor den, hießen Officialen. Die Zahl der Domherren iſt anfangs ge­wiß nur gering geweſen und auch unbeſtimmt. In ſpaͤtern Zei­ten belief ſie ſich auf etwa dreißig, ohne die Exſpectanten und Vicarien. Ihre Reihenfolge ward durch die Zeit ihres Eintritts in das Collegium, alſo durch die Anciennetaͤt b edingt. Der Al­teſte ſchrieb, als eine Art von eee, ſeinem Namen das Wort Senior bei. Die Aufnahme neu r Mitglieder geſchah durch gemeinſame Wahl: das Collegium. ſich ſelbſt und zwar aus den Juͤngeren, die es ſelbſt heraufgebildet. Eben ſo kor es vielleicht nur mit wenigen Ausnahmen ſich ſelbſt ſeine Beamten und zwar gleichfalls aus eigener Mitte. Beim Vergeben von Praͤbenden, von Pfarrſtellen u. ſ. w. ging es wohl meiſt nach dem Alter.

Als ein kirchliches Inſtitut war das Stift zunaͤchſt dem Firchz lichen Regimente, und weil es einer biſchoͤflichen Kirche ange­hörte, zuvoͤrderſt feinem Biſchofe unterworfen. Freilich hätte dies ſer eigentlich in Brandenburg ſelbſt, in dem Hauptorte ſeines Sprengels, reſidiren, das Stift beaufſichtigen und zur Verherr lichung des Gottesdienſtes in ſeiner Kathedrale beitragen ſollen. Allein mochte es Furcht vor den Wenden, die ſich ja durch ihre rohe Feindſeligkeit ſo furchtbar gemacht hatten, oder traͤge Bes quemlichkeit oder Scheu vor der Naͤhe einer ſolchen Corporation fein, von der fie ſich beaufſichtigt und beſchraͤnkt fuͤhlten: genug

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S. Gercken S. 418.