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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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der Biſchof trennte ſich und fein Leben von ſeinem Domſtifte; er hielt ſich entfernt von Brandenburg, kam ſelten nur hierher, etwa zu feierlichen Proceſſionen, an hohen Feſttagen u. ſ. w. Er bauete ſich ein Schloß im unfern von hier gelegenen Staͤdtchen Zieſar, das dem Bisthume ſchon ſeit 949 gehörte: daſelbſt nahm er feine Reſidenz(). Vor dem Jahre 1461 ſcheint er nicht einmal ein beſonderes Abſteigequartier in Brandenburg gehabt zu haben: damals wenigſtens kaufte der Biſchof Dietrich von Stechow in der Altſtadt einen Platz bei der St. Gotthardskirche denſelben, wo gegenwaͤrtig die Saldernſche höhere Buͤrger­ſchule iſt und bauete ſich daſelbſt einen Hof(2). Dem Stifte, ja unſerm Brandenburg hat dieſe immerwaͤhrende Abweſenheit des Biſchofs zuverlaͤſſig keinen Gewinn gebracht: es wäre beſſer geweſen, derſelbe hätte hier ſein Weſen getrieben; gewiß waͤre dem Aufblühen unſerer Stadt dadurch ein maͤchtiger Vorſchub geleiſtet worden. Doch haben die Biſchoͤfe wenigſtens die Pflicht geuͤbt, die Rechte und das Wohl des Stiftes auf jegliche Weiſe wahr­zunehmen, es reich zu dotiren, ihm den Beſitz feiner Guter zu erhalten, es vor den Gewaltthaͤtigkeiten und Eingriffen der welt­lichen Fuͤrſten zu ſchuͤtzen. Davon zeugen die häufigen Beſtaͤti­gungen ſeiner Privilegien und Beſitzthümer, die die Biſchoͤfe ihm gewahrt. Natürlich hatten ſie auf dasſelbe auch gewiſſe Rechte, 3z. B. es alljährlich zu revidiren, gewiſſe Beamte einzuſetzen oder wenigſtens ihre Wahl zu bekraͤftigen. Für ſolche Obacht bezogen die Biſchoͤfe vom Capitel eine Procuration oder eine jährliche Rente, beſtehend aus drei Schock Groſchen(2). Bisweilen konnte er auch noch eine außerordentliche Abgabe(petitionem, Bede, Urbede?) erheben(9. Umgekehrt hatte das Capitel wie­der das Vorrecht, ſich ſeinen Biſchof ſelbſt zu waͤhlen. Solches geſchah bei voller Sitzung gewöhnlich durch mündliche Stimmen­) urkundlich ſeit 1204. S. die ungedruckte Urkunde im Domarchiv.

Copiar. antiq. p. 69. 2) S. die noch vorhandene lateiniſche Inſchrift daſelbſt. Gedruckt iſt

ſie in Fincke's Progr. 1719. S. 20. Not. m und 1752. S. 9 f. 3) S. Gercken S. 678 ff. und die ungedruckte Urkunde im Domarchiv.

Copiar. nov. I. P. 67 b.

) S. Gercken S. 643,