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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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Seite
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ſprachen fie gewiß Deutſch, lebten ganz nach Deutſcher Sitte. Dadurch mußte das Germanenthum hier zu Lande noch mehr aufkommen: ja es konnte ſchon ſo gaͤnzlich heimiſch werden, auch wenn keiner jener fremden Einwanderer, die Albrecht der Baͤr in Menge nach dieſen ſeinen Landen kommen ließ, ſich hier niedergelaſſen hat, wofür wir kein beſtimmtes Zeugniß in un­ſern Quellen finden. Die Deutſche Sprache ward alſo jetzt zu­verlaͤſſig in Brandenburg allgemein gaͤng und gäbe und ver: drängte gänzlich das Slaviſche, ſelbſt unter den Slaviſchen Bez wohnern der Burg. Sogar der Name der Provinz, in welcher ſie gelegen war, der Name Stodor und Stodoraner erloſch, und ſo iſt gegenwaͤrtig aus jener Wendiſchen Vorzeit nichts mehr übrig als einzelne topographiſche und Familien-Namen und ei nige rohe irdene Aſchenkruͤge, welche zuweilen auch in unſerer Gegend ausgegraben worden ſind oder noch ausgegraben wer den(*). Wenn wir nun ſchon nicht zu der Zahl jener Engher zigen gehoͤren, die das Slaventhum verachten; wenn wir dieß Volk vielmehr zu den denkwuͤrdigſten in der Geſchichte, feine Sprache zu den intereſſanteſten und des Studiums der Forſcher durchaus wuͤrdigen rechnen: ſo wird uns doch Niemand es ver­denken, wenn wir die Vorſehung preiſen, daß ſie uns mit einer andern Nation verſchwiſtert hat, die hinſichtlich ihrer Bildung, hinſichtlich ihrer Verdienſte um die Menſchheit, ſelbſt hinſichtlich ihres hiſtoriſchen Ruhmes r, hoͤher ſteht; wenn wir uns freuen, daß gerade ein ſolcher Wechſel der Volksthuͤmlich­keit bei uns in jener Zeit eingetreten iſt.

Freilich hat er uns auch Einiges geraubt, unter andern den Verkehr mit der Vorwelt durch Sage und Mythus: in der Hinz ſicht ſind wir wie abgeſchnitten von der Periode vor 1157: wir entbehren der ſchoͤnen Sagenwelt, der alten Volkspoeſie, die ſich insbeſondere an auffallende, merkwuͤrdige Namen oder Natur gegenſtaͤnde haͤngt und ſie durch Erzaͤhlungen aus der Vorzeit, wie z. B. das claſſiſche Griechenland, die Rhein- und Harzge gend fie in fo großer Menge darbietet, erklart oder erläutert, Bei

) Bekanntlich iſt es nämlich eine ungegruͤndete Annahme, daß dieſe Aſchenkruͤge allein nur von den alten 3 Deutſchen herruͤhrten.