uns iſt Alles ſtumm. Gluͤcklich find wir daher zu preiſen, daß uns wenigſtens die ſpaͤtere Zeit nicht ganz leer hat ausgehen laſſen, daß die Feſte Brandenburg, berühmt wie fie durch ganz Deutſchland war, zu Anfang der gegenwärtigen Periode der Gegenſtand hiſtoriſcher Romantik unter den Deutſchen geworden iſt. Es war damals jene herrliche, von uns noch keinesweges ge= nügend anerkannte und gefeierte Periode, wo die edlen Hohenſtaufen(1137— 1254) über unſer Vaterland herrſchten, wo in Folge der religioͤſen Begeiſterung durch die Kreuzzuͤge und der regen Theilnahme der hochherzigen Kaiſerfamilie ein allgemeiner poetiſcher Aufſchwung die Deutſchen ergriffen hatte. Derſelbe ergoß ſich nicht bloß in jene zarten Lieder, die wir unter dem Namen der Minnegeſaͤnge kennen, ſondern offenbarte ſich auch in Dichtungen von Sagen über die frühere Zeit und die in ihr hervorleuchtenden Maͤnner, wobei indeſſen die Gegenwart nicht unberuͤckſichtigt blieb, bot fie nämlich Denkwuͤrdiges dar. Da wurden denn Perſonen wie König Artus und die Tafelrunde, die Nibelungen, der Hunnen-Koͤnig Attila, Dietrich von Bern, des ren Andenken im Gedaͤchtniſſe der Deutſchen fortgelebt, Gegen— ſtaͤnde der Volkspoeſie, und dieſe bearbeitete, geſtaltete um, ſchmuͤckte aus, verherrlichte ihren Stoff auf das mannichfaltigſte. Hier nun geſchah es, daß auch unſer Brandenburg in jenen Sagenkreis gezogen ward, und weil in der Zeit gerade Otto l. Markgraf war, ein großer Freund der Jagd, ſo bekam gewiß eben darum der auf unſern Ort bezuͤgliche Theil der Sage jene beſondere Farbe. Er beſteht nämlich zumeiſt aus einer Jagdſage, die hoͤchſt ungewoͤhnlich: man koͤnnte ſie gewaltig, heroiſch nennen. Sie hat mit ſammt ihren Schweſtern, in die fie verz webt iſt, eigenthuͤmliche Schickſale gehabt. Entſproſſen und gez bildet in unſerm Deutſchen Vaterlande— in welcher Provinz? iſt ungewiß— ward ſie hier nicht ſelbſt niedergeſchrieben; ja ſie erloſch hier ſogar mit der Zeit. Allein fie hatte ſich hinuͤbergerettet zu unſern noͤrdlichern Stammgenoſſen auf der Skandinaviſchen Halbinſel, und dort war es, vermuthlich in Norwegen, wo etwa hundert Jahre nachher(im dreizehnten Jahrhundert), ein Unbekannter fie aufzeichnete, fie der Wilkina⸗ und Niflunga—Saga(der Sage von den Wilkinen, einem Volke in Skandina
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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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