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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
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geſchmückt, ſo kraftvoll und lebendig und der Sache ſelbſt in ſo hohem Grade angemeſſen, dergeſtalt durch von der Hagen wiedergegeben worden iſt, daß ich beſorgen müßte, das Ganze zu verunſtalten, wenn ich daran modeln wollte. Alſo nun lau­tet die Sage:

Ein König mit Namen Oſid hat einſt geherrſcht über Friesland und war ein reicher, mächtiger Haͤuptling, beides an Ländern und fahrender Habe. Er hatte zwei Soͤhne: der aͤltere hieß Or­trit und der jüngere Attila. Der letztere war frühzeitig groß geworden von Geſtalt und Kraft, ein guter Ritter zu Roß, mild mit Gaben, weiſe und habfüchtig und in allen Dingen der tuͤchtigſte Kriegsheld. Als er zwölf Winter alt war, da ſetzte ihn Oſid zum Häuptling uͤber alle die andern Haͤuptlinge.

Attila ritt nun oftmals aus mit ſeinem Heere in das Reich Melias, des Koͤnigs der Heunen, unter welchem unter andern das Land an dem rechten Ufer der Elbe, namentlich auch Bran denburg(Brandinaborg), ſtand, und da König Melias ſchon kraftlos von Alter war und keinen Sohn hinterließ, ſein Reich zu wehren, ſo that Attila großen Schaden in dem Lande und nahm manche Burg desſelben weg. In dieſer Zeit wurde Me­lias von ſchwerem Siechthum befallen: da berief er feine Haͤupt linge zu ſich und redete mit ihnen heimlich mancherlei, daruͤber wie es ihn ſehr haͤrme, daß er keinen Sohn habe, der das Reich nach ihm beherrſche: feine Tochter wäre im Norden im Wil­linalande vermaͤhlt und fein Schwiegerſohn, König Oſantrix, zu fern, um ſeines Reiches wahrzunehmen; Attila aber, Koͤnig Oſid's Sohn, mache ſtarke Fortſchritte im Heunenlande, und darum glaube er vorauszuſehen, daß die Herrſchaft von Heu­nenland für fein Geſchlecht verloren gehen werde, wiewohl er gern ſaͤhe, daß König Oſantrix das Reich in Beſitz naͤhme und es gegen Attila wehrte. Von dieſem Harme und auch weil er ſehr krank war, ſtarb König Melias.

Als Attila vernahm, daß König Melias todt waͤre, berief er eine zahlreiche Verſammlung und ließ alle ſeine Freunde dazu kommen. Hier hielt er nun eine lange Rede, wie gluͤcklich ſchon ſeine Heerfahrt gegen Heunenland gegangen, und wie manche Burg er darin dem Reiche Koͤnig Melias abgewonnen habe,