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widerſtehen. Sondern nehmet wenige Ritter, ruͤſtet ſie ſtattlich und reitet mit ihnen nach Frankenland zu König Salomon und bittet ihn, daß er an Apollonius ſeine Tochter gebe. Wenn dieß in Erfüllung geht, fo iſt es gut; wenn aber König Salomon ihm ſeine Tochter verſagt, ſo will ich euch einen andern Rath geben: ein goldenes Ringelein will ich dir, Apollonius, geben, das gab mein Vater meiner Mutter zur Verlobung; in dem Golde iſt ein Stein, und der Stein hat die Kraft und Eigenſchaft, daß, wenn ein Mann dieſen Ring an dem Finger eines Weibes ſteckt, ſie ihn ſo ſehr lieben muß, daß ſie vor allen Dingen ihn haben will, ſei es mit Willen ihrer Verwandten oder nicht.
Jarl Iron und Apollonius dankten Iſolden für ihren heilſamen Rath und nahmen ihn an, ruͤſteten ſich und ihre Mannen und fuhren allesweges nach Frankenreich zu Koͤnig Salomon. Der Koͤnig nahm diejenigen wohl auf, die ihn daheim beſuchten, und entbot zu ſich viele ſeiner Mannen und veranſtaltete ein großes Gaſtmahl. Jarl Iron und ſein Bruder brachten nun ihre Bewerbung an, ob er ſeine Tochter dem Jarl ApolloniLus geben wolle. Aber Koͤnig Salomon verneinte dieß und wollte ſeine einzige Tochter nicht dem Jarl Apollonius geben, darum daß er nur Jarl waͤre und nicht König, Dieſes ward jedoch mehrere Tage beſprochen.
Jarl Apollonius ſahe unterdeſſen Herburg, und ſie gefiel ihm überaus wohl, wie ihm geſagt war, und er war nun noch ein Mal ſo ſehr als vorher darauf gereizt, wie er ſie gewinnen moͤchte. Er offenbarte ihr ſeine Bewerbung; aber ſie erwiederte, daß ihr Vater wohl über fie ſchalten koͤnne, wie er wolle, und fie wolle den Mann nicht verſchmaͤhen, der den König würdig duͤnke, daß er ſich ihn zum Schwiegerſohn nehme, und ſie wolle auch den nicht annehmen, den der König ſchon verſchmaͤht habe. Apollonius ſprach:»Es mag ſein, daß dein Vater dich mir nicht geben will; dennoch biſt du wahrlich eine adlige Maid, und gar ſehr liebe ich dich: nimm nun dieſes goldene Fingerlein,« und ſteckte es an ihren Finger und ſagte dabei, daß er ihr dieſes zum Pfande feiner Liebe geben wolle, und wuͤnſchte ihr wohl zu leben; fie wuͤnſchte ihm wohl zu reifen,