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Land und deine Leute. Du reiteſt oft in die Marken, in de: ren Nähe auch deine Widerſacher reiten, König Salomon und ſeine Mannen: er iſt kein geringerer Waidmann denn du. Bleib lieber heim und warte deines Reiches; denn dir mag noch großes Ungemach aus dem Waidwerk entſtehen, wenn du nicht ablaͤſſeſt.!“ Da ſprach Jarl Iron:»Frau, es iſt meine größte Luſt Thiere zu jagen, und ich vermag wahrlich nicht es zu laſſen; auch fürchte ich nicht König Salomon noch feine Mannen, und ich getraue mir nicht minder in ſeinen Marken zu jagen als in meinen eigenen,« Sie ließen von dieſer Rede, und die Fuͤrſtin ward ganz unmuthig.
Es war im Winter, und war ein friſcher Schnee gefallen. Zeitig am Morgen ſtund der Jarl auf aus ſeinem Bette und ging zum Fruͤhſtuͤck und rief zu ſich feine Waidmannen. Als der Jarl kaum aufgeſtanden war von ſeinem Lager, ſtund auch die Frau auf und ging hinaus vor die Burg. Unfern von der Burg ſtund ein ſchoͤner Lindenbaum. Sie ging unter den Baum, legte all' ihre Kleider von ſich, ſtreckte dann ihre Haͤnde und Fuͤße aus und ließ ſich in den Schnee hinabfallen, ſo lang ſie war. Dann ſtund ſie auf und fuhr in ihre Kleider. Sie ſah im Schnee ihr Ebenbild. Sie ging nun heim zur Burg und dahin, wo der Jarl über Tiſche ſaß, und ſprach:»Warum fruͤhſtuͤckt ihr fo zeitig, Herr? Was willſt du ſchon vornehmen?« Da antwortete der Jarl:»Frau, ich will ausreiten in den Wald, Thiere zu jagen, wie meine Gewohnheit iſt.«“ Da ſprach fie:»Warum willſt du ſtets hinaus reiten auf oͤde Marken und nicht lieber die Thiere jagen, fo hieſelbſt bei der Hand find? So koͤnnteſt du am Abend heim reiten und in deinem Bette ſchlafen.“ Da antwortete der Jarl:»Hier bei der Burg ſind keine Thiere, welche es frommte zu jagen; nur kleine Thiere laufen hier, nach welchen ich nicht meine Hunde baß laſſen mag.“ Da ſagte Iſold:» Herr, es laufen hier ſolche Thiere ſelbſt bei deiner Burg, daß du weit umher reiten magſt auf oͤden Marken, ehe du beſſere Jagd findeſt als dieſe, wenn du ſie fangen kannſt, und das beſte aller dieſer Thiere, von welchen ich dir ſage, ſahe ich eben, da ich vor die Burg hinausgegangen war, und willſt du mir ſchnell folgen, ſo magſt du noch das Thier ſehen,