132 wenn du es jagen willſt, und nicht brauchſt du dein Roß deshalb in Schweiß zu ſetzen noch deine Hunde daran zu verderben, ſondern allein faͤngſt du dasſelbe, wenn du willſt. Willſt du es aber nicht jagen, fuͤrwahr! fo ſage ich dir, daß es dann ein anderer Mann jagt,«
Der Jarl ſtund ſogleich auf und ging mit ihr hinaus vor die Burg zu dem Lindenbaum. Da ſprach die Fuͤrſtin:» Herr, ſieh hier nun, wo dieſes Thier gelegen hat, und beſinne dich, ob du erkenneſt, was für ein Thier das muß geweſen ſein.«
Der Jarl betrachtete den Schnee und ſah die Spur, daß ein
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Frauenbild da im Schnee müßte gelegen haben. Da ſprach die Frau:» Herr, nun ſiehe zu, ob du jemals dieſes Thier geſe— hen habeſt. Willſt du es nicht jagen, ſo jagt es ein anderer Mann.« Da ſprach der Jarl:» Frau, dieſes Thier fol Niemand jagen außer mir.“ Und er kehrte zurück in die Burg und rief ſeinen Mannen zu, daß ſie ihre Saͤttel wieder abnehmen ſollten und ſeine Hunde anbinden; er wolle nun nicht ausreiten.
Jarl Iron ſaß nun daheim in ſeiner Burg ein ganzes Halbjahr, ſo daß er nimmer in den Wald kam Thiere zu jagen. Es war eines Abends, daß ein Wandersmann zu Jarl Irons Hofe kam und da Nachtherberge begehrte. Der Jarl ſetzte ihn zu ſich und fragte ihn mancherlei Maͤhre. Er fragte dieſen Mann, wo er vorher geweſen waͤre? Der Wandersmann ſagte: » Bor Kurzem habe ich berühmte Männer beſucht, König Salomon in Franzien; mit ihm war ich den ganzen Winter in gutem Vernehmen.“ Da ſprach der Jarl:»Iſt König Salomon ein mächtiger Fuͤrſt? Was hat er meiſt zum Zeitvertreib? oder was iſt feine Beſchaͤftigung?«—»Er iſt gewiß ein guter Des gen(Held) und ein theuerlicher Fuͤrſt; ſein meiſter Zeitvertreib iſt Thiere zu jagen,« ſagte der Wandersmann,»auch iſt er al— ler Waidmaͤnner beſter, und damit vollbringt er ſtets große Heldenthaten.“ Da ſprach Jarl Iron:» Wohin reitet König Salomon meiſt, Thiere zu jagen?« Da antwortete der Wan— dersmann:»Er reitet meiſt in den Walſlaung-Wald und auch anderwaͤrts weit umher; aber dort jagt er die meiſten Thiere.« Da fragte der Jarl:»Welche Thiere ſind die haͤufigſten in dem Walde und auch die ſtaͤrkſten?« Da antwortete der Wanders—