Druckschrift 
Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
141
Einzelbild herunterladen

1411

Und als der Jarl drei Nächte im Gefaͤngniß gelegen hatte, da kam der Mann, welcher des Thurmes huͤtete, und brachte dem Jarl Speiſe. Da fragte Jarl Iron dieſen Mann, ob er von ihm eine Botſchaft zu König Salomon bringen wolle? Der Mann antwortete, daß er dem Koͤnig Salomon ſagen wolle, was der Jarl nur verlange. Da ſagte der Jarl, er ſolle den König bitten, daß er den Tag darauf mit ihm zu reden kaͤme. Dieſer Mann that, wie der Jarl ihn bat, und ſagte dem Koͤ­nige, daß der Jarl mit ihm reden wolle. Der König ging zu dem Thurme und fragte, was der Jarl von ihm wolle? Da ſagte der Jarl, daß er den König um eine Bitte bitten wolle, und dieſe Bitte ſei, daß er Nordian entlaſſe, welchen der Jarl mit ſeiner Botſchaft heim nach Brandenburg ſenden wolle. Der König ſagte, daß der Jarl keine Gutthat von ihm verdient habe; dennoch wolle er ihm dieſe Bitte gewaͤhren. Da ward Nordian losgelaſſen und erhielt ein Roß, und er ſollte nun mit Jarl Irons Botſchaft nach Brandenburg reiten und Iſolden ſeinen Gruß ſagen und fie bitten, daß ſie kommen und die beſten Koſt barkeiten ſeines Reiches ſammeln und ſie zur Ausloͤſung Jarl Irons bieten ſolle.

Nordian ritt nun ſeines Weges immer fort, bis daß er in den Ungarn-Wald kam. Da traf er den Jarl Apollonius und ſeine Ritter, ganz gewappnet, und der wollte mit ſeinem Heere gen Frankenland ziehen, ſeinem Bruder nach. Und als Nordian zu dem Heere kam, da hatte den Jarl Apollonius ein ſchweres Siechthum befallen, und wenig Tage darauf ſtarb er. Da hielt das Heer an, und ſie zogen heim, da fie ihr Oberhaupt verlo­ren hatten.

Nordian ritt nach Brandenburg und ſagte Iſolden feine Bot­ſchaft und gab ihr das Schreiben Jarl Irons. Iſold nahm ihn wohl auf und ſagte, daß ſie nicht ſaͤumen wolle Jarl Iron aus­zuloͤſen, und ſandte Boten umher in all ihrem Reiche, und legte Jedermann eine Schatzung auf, Jungen und Alten. Sie brachte ſo großes Gut zuſammen, daß ſie einen Wagen mit Gold und Silber und edlen Kleinoden beladen hat.

Sie fuhr hierauf zu König Attila in Suſat und ſagte zu ihm, daß ſie ihn bitte, dem Koͤnig Salomon Botſchaft und