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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
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Briefe zu ſenden, daß er den Jarl Iron aus dem Gefaͤngniſſe entlaſſe. König Attila that dieſes, ſintemal fie gute Freunde wa­ren, König Attila und König Salomon, und keinesweges hatte König Salomon das Reich Jarl Irons und Jarls Apollonius deßhalb befehdet, weil dieſes Reich dem König Attila gehoͤrte, wiewohl die Jarle es verweſeten.

Fuͤrſtin Iſold fuhr nun ihres Weges dahin, bis daß ſie in Frankenland und zur Burg König Salomons kam, und brachte ihm den Brief König Attila's. Sie ward da wohl empfangen, und der König ſetzte fie neben ſich und feine Königin. Und noch dieſen erſten Abend, da ſie zum Koͤnig Salomon kam, ſtund ſie auf von ihrem Sitze, fiel auf die Knie vor dem König und ſprach:»Guter Herr, Koͤnig Salomon, einen weiten Weg habe ich zu euch gemacht, mit großem Harm und auch mit manchen Koſtbarkeiten an Gold und Silber, Purpur und Perlen, auch guten Roſſen und Ruͤſtungen und mit manchen adligen Rittern. Alles dieſes bringen wir in euer Reich und in eure Gewalt. Hoͤre nun, Herr, eine Bitte, damit ich bitte: laß los meinen Herrn Jarl Iron und nimm all dieſes Gut und all dieſe Dinge, welche wir in euer Reich gebracht haben,« Da antwortete Ko­nig Salomon:»Du biſt fuͤrwahr eine adlige Frau. Zieh heim in dein Reich und nimm mit dir all dein Gold und Silber und Koſtbarkeiten. Aber Jarl Iron hat in meinem Reiche ſo man­chen Schaden gethan und mir zum Schimpfe, daß er deſſen nun wohl entgelten mag. Schwerlich mag ich ihn alſo losgeben und hinweg ziehen laſſen. Da ſtund auf die Gemahlin Koͤnig Salomons und ging zu ihm und ſchlang ihre beiden Hände um feinen Hals, kußte ihn und ſprach:Mein lieber Herr, uns hat die theuerliche Frau Iſold beſucht. Sie liegt hier weinend vor euren Knien und erlangt nicht ihre Bitte. Gewaͤhre nun mir und ihr ihre Bitte nach der Fuͤrſprache unſers liebſten Freundes, König Attilas.« Da ſagte König Salomon zu ſeinen Rittern, daß ſie hinaus in den Thurm gehen und den Jarl nehmen und ihn zu ihm führen ſollten. Und alſo thaten fie,

Als Jarl Iron vor Koͤnig Salomon ſtund, da ſprach der Koͤ­nig zu Frau Iſolden:Sieh nun da Jarl Iron, deinen Gatten. Wir wollen ihn nun zuruͤckſenden mit euch zu feinem Herrn,