Ake Harlungentroſt(2), König Ermenrichs Bruder, ein Gaſt— mahl. Sie wurden aufs koͤſtlichſte bewirthet, und am Abend tranken ſie guten Wein. Bolfriana, des Herzogs Gemahlin, ſchenkte am en, ein. Sie war die minniglichſte aller Frauen en edlen Gaͤſten ein. Sie ſahe da bei dem Koͤ— ßen= were der hatte fo langes und ſchoͤnes Haar
und ſchenkte d nige einen grof wie geſchlagenes Gold, eine weiße Haut, ein lichtes und durchaus ſchoͤnes Antlitz. Helle Augen hatte er und weiße Haͤnde, und nicht in der ganzen Geſellſchaft war ſeines Gleichen an Schoͤnheit. Dieſes war Iron, Jarl von Brandenburg. Sie blickte oftmalen auf Jarl Iron, und ſehr freundlich, ſobald ſie glaubte, daß es Niemand wahrnaͤhme und beobachtete. Iron ſah auch, wie ſchoͤn dieſe Frau war. Er achtete alſo wenig auf das Trinken am Abend; denn ihn befiel ein großes Ver— langen nach der Frau, ſo daß er ganz ſiech davon ward. All die andern Maͤnner trunken und waren luſtig und lagen am Ende alle betrunken nieder, ausgenommen Jarl Iron und Bolfriana. Die ſagten ſich da gegenſeitig, was Jeder von ihnen gegen den anderen im Herzen trug. Jarl Iron gab Bolfrianen „) Dieß iſt offenbar der anderwaͤrts her, aus dem ſogenannten»Heldenbuche«, bekannte Hache, Vater des treuen Eckart's, der zu Breiſach die Bruderſoͤhne König Ermenrich's gegen dieſen beſchuͤtzt (darum er eben Harlungentroſt oben genannt wird): ſie heißen Frital und m,. und werden auch(ungewiß, woher?) Harlungen genannt. Dieß if für die Geſchichte von Brandenburg hoͤchſt bedeutſam. So bringt alſo ſchon die aͤlteſte Sage Brandenburg mit den Harlungern in Suͤddeutſchland in Verbindung und beſtaͤtigt mithin das, was wir oben(S. 24 f.) uͤber dieſen Punkt geſagt haben. Bei der Gelegenheit will ich noch zur Bekraͤftigung und groͤßern Aufklaͤrung des Ganzen eine Bemerknng nachtragen, welche ich der guͤtigen Mittheilung des Herrn Prof. Dr. von der Hagen verdanke: Man weiß, daß bei Pechlare an der Donau(Bechelaren, in den Nibelungen) eine ſchon vor Karl dem Großen genannte Harlungenburg(jetzt Dorf Harlanden) ſtand. Auch der Harlungenberg bei Brandenburg mag, bevor der Triglaffstempel und die Marienkirche dort erbauet wurde, eine Burg getragen haben, Harlungenburg geheißen, nach welcher der Berg den Namen Harlungenberg erhielt. Die Harlungen aber ſind hiernach wohl mehr eine Familie, denn ein Volk geweſen.