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Frau Bolfriana nahm nun die Kanne und ſchenkte dem Herz zog ein. Er nahm den Becher, trank Bolfrianen zu, und ſagte: »Sitz' her, Frau, und trink' um die Hälfte mit mir.“ Sie nahm die Schale und trank Alles aus. Dieſen Abend ließ der Herzog fie um die Hälfte mit ſich trinken, und ehe fe aufhoͤr— ten, war Bolfriana trunken, fo daß fie feſt einſchlief. Der Herz zog hieß ſeine Ritter Bolfrianen aufheben und zu Bette tragen; auch ſelber ging er ſchlafen. Die Ritter legten Bolfrianen aufs Bett mit allen ihren Kleidern. Da hieß er die Ritter ſchlafen gehen. Und es ſtunden da ſechs Kerzen, welche zu Haͤupten und zu Füßen des Herzogs brennen ſollten. Als der Kammer— diener ihm ſeine Kleider ausgezogen hatte, hieß er ihn hinaus— gehen und verſchloß feſt die Thür. Da ging er hinzu, wo feine Frau lag. Er nahm ihr ihren Saͤckel ab und heraus, was dar— in war. fand er darin einen Brief. Er ſchlug ihn aus ein— ander, es*. darin folgendes:»Iron, Jarl von Bran— denburg, ſendet Gruß Bolfrianen, ſeiner geliebteſten. Er iſt in den Wald gekommen, welcher hie nahebei iſt. Wenn Herzog Ake morgen am Tage aus ſeinem Lande reitet, ſo wollen wir den Abend darauf in dem Walde zuſammen kommen, welcher bei der Burg ſteht, und einige Zeit bei einander verweilen. Wenn aber Herzog Ake ſeine Ausreiſe noch laͤnger verſchiebt, ſo gieb mir alsbald davon Nachricht durch einen, welchem du traueſt, und will ich dann darauf warten.“ Der Herzog legte den Brief zuſammen, ſo wie er vorher war, ſteckte ihn wieder in den Saͤckel und legte ſich nieder in ſein Bett und ſchlief.
Als nun der Herzog genug geſchlafen hatte, da ſtund er auf, früh am Morgen, und ging dahin, wo Bolfriana ſchlief, weckte ſie auf und war ſehr freundlich zu ihr und bat ſie aufzuſtehen mit ihm: er wolle nun hinweg reiten. Er ließ zwoͤlf ſeiner Rit— ter zu ſich kommen und hieß fie früh am Morgen ſich bereiten: er wolle nun gegen Süden nach Rom reiten. Sie ruͤſteten ſich alle aufs zierlichſte mit guten Waffen und nahmen ihre beſten Roſſe.
Vor Mittag ritten ſie aus der Burg Fritila und zogen ihre Straße dahin, bis daß ſie in den Wald kamen. Als ſie nun den ganzen Tag bis zur neunten Stunde geritten waren, da
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