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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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ſame Rechte find, da find auch Genoſſenſchaften. Das Weſen dieſer Innungen war gewiß von der allgemeinen Einrichtung ſol cher Vereine nicht verſchieden, außer daß faſt alle ſpaͤtere Zunft­briefe, die ich eingeſehen, die Clauſel enthalten:»Jeder, der auf­genommen ſein wolle, muͤſſe von aͤcht-deutſchem Herkommen ſein; alle Wenden ſeien ausgeſchloſſen. Auf dieſe Bedingung wird in den frühern Zeiten, wo der Haß zwiſchen beiden Volksſtaͤmmen noch friſch war, um ſo mehr gehalten worden ſein. Daß ſich auch Edle, Ritter hier niedergelaſſen haben, lehrt der Name der Ritz terſtraße. Marktgerechtigkeit ſcheint dem Platze von Anfang an nicht eigen geweſen zu ſein; denn Parduin wird erſt in einer Ur kunde von 1217(1) ein Marktdorf(villa forensis) genannt, vorher nur ſchlechtweg ein Dorf(villa). Iſt das gegruͤndet, ſo wird ſelbiges auch nicht eher einen Marktplatz(forum) und ein Kaufhaus(theatrum) gehabt haben. In kirchlicher Hinſicht ſtand Parduin unter dem Praͤmonſtratenſer Stifte auf der Burg: ſie beſorgten entweder ſelbſt(in der Marienkirche auf dem Har lunger Berge) oder durch einen Pfarrer(plebanum) den ſie vermoͤge des ius palronatus, was fie über die St. Gotthards kirche hatten, an dieſelbe ſetzen konnten den Gottesdienſt.

Von der Neuſtadt iſt in dieſer Zeit noch nicht die Rede, we der in Urkunden noch in hiſtoriſchen Werken; indeſſen muß ſie im Entſtehen begriffen geweſen fein, denn in kurzem(1196) erz ſcheint ſie urploͤtzlich. Ja! iſt es gegruͤndet, daß die Muͤnzen (Bracteaten), welche Mader in feinem Werke über Bracteaten in Abbildung gegeben hat(2), und welche die Namen Brande burg und Otto führen, aus den Zeiten Otto's J. und in Bran­denburg geſchlagen find, fo muß die Neuſtadt ſchon vor 1181 da farb Otto J. vorhanden und ſogar ſchon eine mark­graͤfliche Münzftätte geweſen fein, Denn nur fie, die Neu­ſtadt, nicht die Altſtadt, iſt mit dieſem Inſtitute begabt gewe ſen, wie auch noch heutiges Tages der Name der Großen und Kleinen Munzenſtraße, wo die markgraͤfliche Münze geſtanden ha ben ſoll, bezeugt: beide liegen in der Neuſtadt.

) S. Gercken Stiftsh. S. 413. 2) No. 55. 56. 59,