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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
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250 zu gewähren. Bald nachher(1411) verſahe ſich unſere Neu­ſtadt zu ihrer beſſern Beveſtigung auf der Seite nach dem Dome hin bei dem Mühlenthore mit einem neuen Thurme. Auch dieſen bauete ein Stettiner Namens Nicolaus Kraft(1), und auch der Thurm iſt ein wahres Meiſterſtuͤck der Baukunſt, zwar klein, aber nett und zierlich, aus rothen und verglaſten Backſteinen. Auf demſelben ward das Wahrzeichen der Maͤrkiſchen Staͤdte, der Adler auf den andern Thorthuͤrmen ſieht der Vogel mehr einer Krähe ahnlich beſonders deutlich angebracht, ſo daß gar kein Zweifel obwalten kann, es ſei auch Brandenburgs Wahr: zeichen der Adler(2).

Alt und abgelebt, im S0ſten Jahre feines Alters, unbeweint und unvermißt, war endlich den 11. Januar 1411 Jobſt ins Grab geſtiegen, noch zu rechter Zeit, ehe zwiſchen ihm und ſei nen Vettern Wenzel und Sigismund ein Streit über die Deutſche Koͤnigskrone in offenen Krieg ausbrach. Er hinterließ keine Er­ben, und nun fiel die Mark, da Wenzel abgeſetzt und für res gierungsunfähig erklaͤrt worden war, wieder an Sigismunden zurück, der noch immer König von Ungarn war und nun(1411) auch Kaiſer von Deutſchland wurde. Sigismund fertigte in ſein wieder gewonnenes Land eine Botſchaft ab(Wendt von Eilen­burg und Johann von Waldow), die Stände zu verſammeln und ihnen feine Übernahme der Regierung anzuzeigen. Dies geſchahe zu Berlin am Sonntage Laͤtare, und es ward den Staͤnden auf­gegeben, Abgeordnete nach Ungarn zu ſenden und dem neuen Landesherrn die Huldigung leiſten zu laſſen. Zu dem Ende ſchickte jede Stadt zwei Maͤnner ab, die Neuſtadt Brandenburg Kerſten Meyns und Niklas Blankenfeldt, beides Buͤrgermeiſter, die Alt: ſtadt nur Jaspar Schutten. Von dem Adel erſchien allein der Edle Jaspar Gans von Putlitz. Als jene nun gen Ofen kamen, und ihnen ihre Privilegien beftätigt waren, leiſteten fie Sigis munden den Huldigungseid. Bei der Gelegenheit beklagten ſich die ſtaͤdtiſchen Abgeordneten bitter uber den großen uͤbermuth, den ſie von dem Adel und inſonderheit von den Quitzows und ) S. die Inſchrift am Thurme. Gedruckt bei Finde S. 13. ) Vgl. Anekdoten zur Geſch. der Mark Brandenburg. HL H. S. 33