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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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»und die Gnade bei dem Herrn gefunden haͤtte, von wegen

»deſſen alle Patriarchen und Propheten ihre Zukunft verkuͤn­

»digt, ſehnlich geharrt und darnach die Apoſtel und alle Hei

»ligen ganz froͤhlich und lieblich empfangen haben. Und wenn

»dann ihre Gnade ſo groß und uͤberſtroͤmend iſt, daß dadurch

»die gemeine heilige Chriſtenheit und viele Namkundige befonz

»ders getroͤſtet find, und fie auch fo mild der Gnaden if,

»daß ſie Alle, die deren beduͤrfen, zu ſich ladet und ſpricht:

»Kommt zu mir Alle, die meiner begehren, ihr ſollt erfuͤllt

werden! fo bedenken wir, daß in dieſen ſchweren Unfällen

»und Bekuͤmmerniſſen Gottes Huͤlfe und Gnade der größte

»Troſt und die größte Huͤlfe, und ſolche zu erwerben keine

» beſſere und bequemere Suͤhne ſei, als die Jungfrau Maria,

»der Gott nichts verſagen mag. Wir haben darum

»mit ganzer Innigkeit und großer Zuverſicht alle unſere Sinne

und Gedanken darauf geſetzt, daß wir die obgenannte Jung­

»frau Maria wuͤrdigen, bitten und anrufen, daß ſie

ihre gewöhnliche Milde der heiligen allgemeinen Chriſtenheit

erſcheinen laſſe und ihre barmherzigen Augen zu uns wende,

»verfuͤge und ſchicke, daß ſolcher Irrthum und Zwietracht,

» damit wir geplagt werden, beigelegt werde und die allgemeine

»Chriſtenheit in Friede und Eintracht kommen, dabei bleiben

»und darin unſerm Herrn Jeſu Chriſto dienen, deſſen Lob und

auch Ehrwuͤrdigkeit deſto friedlicher und fleißiger verkuͤndigen

»möge« u. ſ. w.(den 15. Auguſt 1443.)

Der Zweck des Kurfuͤrſten bei der Stiftung der Geſellſchaft war alſo durchaus ein rein religioͤſer(*): er ſahe mit Trauer die Zwiſtigkeiten unter den Chriſten, im Deutſchen Reiche, wollte ſie gemindert wiſſen. Sein weltlicher Arm reichte nicht ſo weit, ſolche mit Gewalt der Waffen zu unterdruͤcken. Er glaubte alſo nach damaliger katholiſch⸗chriſtlich-frommer Denkweiſe es nicht beſſer erreichen zu koͤnnen, als wenn er mit andern glaͤubigen Chriſten die Mutter Maria inbruͤnſtig anflehte, daß ſie ſich fuͤr dieſe Angelegenheit bei Gott ſelbſt verwendete. Aus dem Grunde

*) So lehren deutlich die Statuten. Mit Recht verwirft daher von Raumer(Cod. diplom. J. S. 159.) jede andere Annahme. 18