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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
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278 kirche Meſſe hielten und alle Abende nach der Complete das Lob der Jungfrau Maria ſangen. Bei der Meſſe mußte dann der fungirende Prieſter ganz beſonders um Einigkeit in der heiligen Chriſtenheit, ſodann fuͤr den Kurfuͤrſten, fuͤr ſein Land, fuͤr Alle aus der Geſellſchaft, die entweder geſtorben waren A noch lebten, endlich auch für die Altern derſelben beten, auf daß die Mutter der Barmherzigkeit ſich wie im Leben, ſo im ode ac gnädig an ihnen erweiſen möchte,

Starb Jemand aus der Geſellſchaft, ſo mußten die Ordens . ſelbſt oder der Werth derſelben(eine feine Mark Silber 8) an den Propſt eingeſandt werden mit der Meldung des Todes­tages. Übrigens war auch jedes Mitglied verbunden, dafür zu ſorgen, daß ſeine Wappen und die Ordenszeichen nach feinem Abſterben gemalt und dazu Jahr und Tag, wann es verſchieden, bemerkt wurde. Das ſchickten dann die Verwandten des Ver ſtorbenen an den Propſt, der dafür Sorge trug, daß ſolche Ge maͤlde zum Andenken an den Verſchiedenen in der M barienkirche aufgehängt wurden. Daher war ſpaͤterhin dieſes Gotteshaus voll ſolcher Denkmäler von Fuͤrſten, Grafen, Baronen umd Rit­tern aus allen Gegenden unſers Deutſchen Vaterlande RC), von denen leider auch nicht mehr die Spur vorhanden i.

Wenn nun der Propſt eine ſolche Meld ldung erhalten hatte, und der, n. in der M i. im Braunſchweigiſchen, Luͤne­burgſchen, Magdeburgiſchen, in Mecklenburg, Anhalt oder in der Lauſitz angeſeſſen geweſen war, ſo berichtete jener ohne Verzug allen Mitgliedern in den genannten Laͤndern den Tod und zu­gleich, wann er mit ſeinen Geiſtlichen fuͤr den Abgeſchiedenen die Vigilien und die Seelenmeſſe begehen wuͤrde. Dann mußten ſich Alle perſoͤnlich zu dieſer Feier einſtellen, ihr Opfer bringen und fuͤr den geſtorbenen Mitbruder beten. Ging aber ein M litglied in Franken, Baiern, Schwaben, Oſterreich, Meißen oder Thuͤrin gen mit Tode ab, ſo beging das Capitel die Todtenfeier alsbald nach empfangener Nachricht; fand aber die naͤchſte Zuſammen­

) S. Sabinus de Brandeb. p. 276. ed. Krause. Leutinger: de

Marchia Brandehb. p. 601. ed. Krause. In Anſpach ſollen ſich dergleichen noch finden.