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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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habe, und bitte nochmals ihm zur chriſtlichen Taufe zu ver helfen. Der Buͤrgermeiſter ließ ſich indeſſen nicht weiter ein, Jakob ward auf die Folter geſpannt und noch an demſelben Abende in Ketten und Banden nach Berlin geſchafft, wohin auch die andern Ubelthaͤter gebracht worden waren. Auf dem Wege dahin ſoll Maria, ſo erzaͤhlt die Legende, dem Juden wiederholentlich erſchienen fein, Durch ſcharfes muͤndliches Ver­hören und durch Anwendung der Tortur brachte man aus den Delinquenten heraus, daß fie allerdings mit der Hoſtie Unfug ge­trieben, ſie zerſtochen, zerſchnitten, in Kuchen verbacken u. dgl. m., theils um Chriſtum zu laͤſtern, theils um die Wunderwerke, welche man von der Hoſtie ruͤhmte, zu ſehen, und wenn dieſe, wie natuͤrlich, ſich nicht kund gaͤben, des chriſtlichen Aberglaubens zu hohnlachen. Die Wunderſucht der damaligen Zeit, oder viel­mehr der 82 welche dem gemeinen Volk uͤber dieſes Ereigniß Sand in die Augen ſtreuen, es zu eigenem Vortheile benutzen wollte, e. zu erzählen, wie aus den zerſchnittenen und zerſtochenen Theilen der Oblate zum groͤßten Entſetzen der Juden Blut gefloſſen waͤre, das ſich durch nichts wieder haͤtte abwaſchen laſſen. Bei dem Verhoͤre kam auch zur Sprache, daß dieſe damals fo genannten Feinde der Chriſtenheit unſchul digen Kindern von Chriſten nachſtellten, ſie an ſich kauften, dann marterten und zuletzt ſchlachteten, um das Blut derſelben zu haben. Deſſen bedienten ſie ſich bei Krankheiten, z. B. beim Blutlauf; ſie machten es, um es immer vorraͤthig zu haben, ein mit Parisaͤpfeln, Honig und Ingwer; auch traͤnken fie es, um ihr Gemuͤth noch grimmiger und hitziger gegen die Chriſten aufzuregen. Das ſollen die Gefolterten ſelbſt ausgeſagt haben. Unter andern hat der obengenannte Jakob aus Brandenburg, wie erzählt wird, geſtanden, er habe um Oſtern des 1509gten Jahres ein Chriſtenkind von einer Baͤuerin in Brandenburg um 1 Thlr. gekauft und demſelben, allein um des Blutes willen, den Hals abgeſchnitten. Andere ſollen geſtaͤndig geweſen ſein, fie hätten in gleichem Jahre, am Sonntage Reminiscere ein Chriſtenkind von 5. Jahren an ſich gekauft, demſelben zu Bran­denburg die Adern geoͤffnet und zuletzt den Hals abgeſtochen. In Folge dieſer, wahren oder durch die Folter wider alle Wahr 19 3