292 heit abgedrungenen, Eingeftändniffe wurde außer Paul Fromm, der bei lebendigem Leibe mit gluͤhenden Zangen zerriſſen ward der größere Theil der Delinquenten zu Berlin lebendig verbrannt, Jakob von Brandenburg nebſt einem aus Seehauſen aus beſonderer Gnade, weil fie zum Chriſtenthume uͤbergetreten, gekoͤpft, alle übrigen Juden aber nach Abſchwoͤrung einer Urfehde(7) aus der Mark verwieſen. Doch kann die letztere Strafe nicht
lange gewaͤhrt haben; denn in Kurzem werden wir wieder auf
Juden in Brandenburg ſtoßen. Zum Andenken aber an dieſe widrige Begebenheit ward in die hieſige Domkirche der Tiſch gebracht, auf welchem das eine Stuck der Hoſtie in Brandenburg ſollte zerſtochen worden ſein, nebſt dem Meſſer und dem Pfriemen, deſſen man ſich dazu bedient, ingleichen der Kuchen, in welchen man das eine Stück gebacken hatte u. ſ. w. Auch wurde die ganze Geſchichte abconterfait, und das Gemaͤlde am Altare in derſelben Kirche zu Jedermanns Bewunderung ange— bracht, wo es bis in die neueſten Zeiten zu ſehen war. Erſt bei der letzten Reſtauration* Kirche iſt es den Augen der Menge entruͤckt und in das zur Aufbewahrung alterthuͤmlicher Sachen beſtimmte Seitengemach gebracht worden.
1513 kaufte der Neuſtaͤdtiſche Magiſtrat vom Kurfuͤrſten für eine jährliche Abgabe von 30 fl. das oberſte Gericht unter folgen: dem Vorbehalt: 1) es ſollte ſelbiges ſich nicht weiter erſtrecken, als innerhalb der Ringmauern der Stadt; 2) die kurfuͤrſtliche Obrigkeit, die Halsgerichte, die Strafe des Adels, des fuͤrſtlichen Hofgeſindes und der Muͤnzmeiſter, ingleichen alle Erbfaͤlle von unaͤchten oder andern Leuten, die ohne Erben verſtuürben, ſollten dem Landesherrn verbleiben; 3) alle Straf- und Gerichtsfaͤlle, die ſich wegen Verengerung oder Verbauung des freien Stromes und der Schifffahrt auf der Havel begeben moͤchten, ſollten dem Kurfuͤrſten zuſtehen(2). Ein merkwürdiges Beiſpiel von dem
)urfehde iſt das eidlich abgelegte Verſprechen, ſich wegen einer erlittenen Strafe nicht rächen oder Anſpruͤche auf Genugthuung machen zu wollen.
2) So die Urk bei von Raumer a. a. O. S. 240. Eine ſtaͤdtiſche Urk. ſetzt dieſen Verkauf ums Jahr 1522 und gibt 500 fl. als Kaufpreis.
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