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das ihm gebot, dem alten chriſtlichen Glauben treu zu bleiben und dawider in keiner Weiſe, weder heimlich noch oͤffentlich etwas zu thun oder thun zu laſſen; eben dazu riethen ihm auch alles Ernſtes ſein Oheim Albrecht, der Erzbiſchof von Mainz und Magdeburg, ſein Schwiegervater, Koͤnig Sigismund J. von Polen, und Herzog Georg von Sachſen, und bald nachher erſchien in Berlin, abgeſandt vom Könige Ferdinand, der Kanzler Mat— thias Held, dem Kurfuͤrſten die Bitte vorzutragen, er moͤchte nicht dem Schmalkaldiſchen Bunde der Proteſtanten beitreten ſondern ein Mitglied der heiligen Ligue der Katholiken werden; endlich hatte der Katholicismus noch immer einen bedeutenden Anhang im Lande: eine Menge von Geiſtlichen war ihm noch treu(i), und wer von ihnen bei Veränderung des Glaubens eine Verminderung oder Aufhebung der Einkuͤnfte oder ſeines Einfluſſes fuͤrchtete, der war der Reformation entgegen, und ſolcher waren nicht wenige. Andrerſeits ließen der Landgraf Phi— lipp von Heſſen und der Kurfuͤrſt Johann Friedrich der Groß— muͤthige von Sachſen keine Vorſtellungen unverſucht, den neuen Regenten zu ihrer, der proteſtantiſchen Partei, hinuͤberzuziehen und zur Einfuͤhrung der Reformation in den Marken zu bewe— gen. Eben hierum baten dringend die Staͤnde(der Adel und die Städte), welche nach der reinern Lehre wahrhaft duͤrſteten(2). Und auch hie geliebte Mutter, welche der zaͤrtliche Sohn aus der Verbannung wieder unter großer Pracht nach der Mark geholt und Spandau zum Wittwenſitze angewieſen hatte(1538)(3), mag durch Wort und Beiſpiel vielfach auf ihn und ſein Herz eingewirkt haben. Der Kurfuͤrſt wußte ſeine kritiſche Lage zu wuͤrdigen: mit der groͤßten Vorſicht und Behutſamkeit ging er zu Werke, um keiner Partei die Hoffnung und das Vertrauen zu ihm zu rauben, und ſo ſchiffte er gluͤcklich und ohne Anſtoß durch die Gefahr drohenden Klippen hindurch. Von Anfang an bewies er eine kraͤftige Selbſtſtaͤndigkeit ebenſowohl den Katholiken als den Proteſtanten gegenuͤber. Ohne ſofort zur Partei
) S. den angef. Brief von Melanchthon a. 4. O. ) S. Melanchthons Brief a. a. O. 3) S. Anekdoten zur Brand. Geſch. 3. H. S. 61.