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uͤbereignen. Joachim II. gewährte ihm die Bitte unter dem Be: ding, daß man ſelbiges in baulichem Stande erhielte, in der Kirche predigen und einen Theil der Gebaͤude zu Wohnungen fuͤr Arme einrichten ließe. Zu dieſem Behufe ſchenkte er der Stadt aus der Landſchaftscaſſe 2000 Thlr. Der Rath und die Buͤrgerſchaft ſcheuten auch keine Unkoſten, die Kirche zu einer Pfarrkirche zum gewohnlichen Gottesdienſte herzuſtellen; es wurde eine Glocke angeſchafft, ein Prediger erwaͤhlt, ihm eine beſtimmte Gemeine angewieſen und der Tempel den 11. October 1565 feierlich eingeweiht(*), das Kloſtergebaͤude ſelbſt aber zu einem Praͤbenden- oder Pfruͤndenhauſe umgeſchaffen: 12 alte Bürger und Bürgerinnen ſollten hier gegen Erlegung eines Eintrittsgeldes freie Wohnung und eine namhafte jährliche Unterſtuͤtzung an Geld genießen. Zu dem Ende ward ein Theil der bisherigen Einkuͤnfte des St. Spiritushauſes, namentlich aus dem Dorfe Wuſt, demſelben uͤbereignet. Wegen dieſes reichen Einkommens — jaͤhrlich wirft eine Praͤbende wohl 70— 80 Thlr. baar ab— heißt es das Reiche Kloſter. So ward alſo auch dieſes moͤnchiſche Inſtitut zu einem wohlthaͤtigen Zwecke verwandt, und es gereicht dem Kurfuͤrſten und dem damaligen Magiſtrate hieſelbſt zu keiner geringen Ehre, bei Einziehung der unnuͤtz gewordenen Inſtitute aus der katholiſchen Zeit fo uneigennuͤtzig und fo mild— thaͤtig gegen Arme verfahren zu ſein. Bei der Gelegenheit iſt wahrſcheinlich auch die Jurisdiction und das Eigenthum des Dorfes Wuſt ſelbſt, woruͤber ſonſt gar keine Nachrichten exiſtiren, ſo wie die von der daſigen Gemeinde zu leiſtenden Dienſte und ein kleiner Theil der Abgaben aus demſelben vom St. Spiritushauſe auf die Stadtcommune uͤbergegangen.
Das mit jenem reichen Pfruͤndenhauſe der Lage wie den oͤko— nomiſchen Verhaͤltniſſen nach ſo nah verbundene St. Spiritushaus ward ebenfalls oder blieb ein Hospital: uͤber daſſelbe hatte der
haͤtten allerlei Haͤndel gemacht, leichtfertig gelebt, die Kirche be— raubt und wären darüber fortgelaufen. Vgl. uͤber das Ganze die betr. Urk. im ſtaͤdtiſchen Archiv.
) S. die Inſchrift in der Paulinerkirche, desgl. von Rochow's Nach— richten S. 68.