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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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iſt, und weiß man nicht, ob man mehr die Rohheit des Poͤ bels, den ſelbſt die Heiligkeit des Ortes nicht von der Pluͤnde­rung und Vernichtung der Alterthuͤmer zuruͤckſchreckte, oder die Sorgloſigkeit der damaligen Behörden und ihre Gleichguͤltigkeit gegen die hiſtoriſchen Denkmäler der Vorzeit anklagen ſoll. Was iſt durch ſolche Barbarei unſerer Zeit, was unſerer Stadt verlo­ren gegangen! Von den zahlloſen Schildern der Ritter des Schwa­nenordens z. B., womit die Kirche geſchmuͤckt war, iſt auch nicht ein einziges bis auf die Gegenwart gekommen. Die Dom­herren moͤgen indeß in Folge jenes kurfuͤrſtlichen Schreibens einiges Intereſſe fuͤr die Sache gewonnen haben: wenigſtens ha ben ſie den Altarſchmuck(von welchem beim Jahre 1575 mehr die Rede fein ſoll) und andere Kleinodien, als z. B. das Meß gewand des Schwanenordens, in Sicherheit gebracht. Die Ein­kuͤnfte des Kloſters und der Marienkirche mag jetzt der Kurfuͤrſt eingezogen haben: zu welchem Ende er ſich 1563 einen genauen Etat derſelben durch das Capitel anfertigen ließ(1). Als nun aber im Jahre 1557 mit Genehmigung Joachims II. das Petri­hospital auf dem Dom und eine Muͤhle auf dem großen Kiez gebauet wurde, hat man wahrſcheinlich das Kloſtergebaͤude auf dem Berge abtragen laſſen und die Materialien dazu angewen­det(2). Zur beſſern Dotirung des erſtern vermachte der Dom: herr Joachim Coſſel demſelben eine jährliche Rente von 30 Tha lern, was dem Wohlthaͤtigkeitsſinne des Mannes Ehre macht. Daneben legirte er aber auch 100 ftdamit an ſeinem Begraͤb­nißtage fein Andenken gefeiert werde, ferner 50 fl. zu Wachs­lichtern, welche vor einem Kreuze, das er zur Ehre der fünf Wunden Chriſti hatte aufrichten laſſen, brennen ſollten(2), und das erinnert wieder ſtark an die craſſen Zeiten vor der Reforma­tion und giebt einen klaren Beweis, daß die Domherren noch immer nicht mit Ernſt dem neuen Glauben, der aufgeklaͤrtern Denkweiſe huldigten.

) S. Gercken's Stiftshiſt. S 2) S. Gercken S. 284. n! einer e mf. Notiz. ) S. Potsdamer Quinteſſenz No. 42. Vgl. Lenz's Stiftsh. S. J70.