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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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wonnenen Wein aus. Ein Streit beider Staͤdte mit de capitel wegen des Fiſchens und Krebſens auf dem beiderſ ſeitigen Territorio ward 1541 und ein anderer wegen des Holzfloͤßens auf der Emſter 1544 geſchlichtet. Einen Zwiſt beider Städte unter ſich hauptſaͤchlich ob des Verhaͤltniſſes der Fuhren, die ſie fuͤr den Landesherrn zu leiſten hatten, endete eine kurfuͤrſtliche Entſcheidung 1542, Joachim II. hatte nämlich bei vielen guten Eigenſchaften auch die üble eines übermaͤßigen Hanges zum Wohlleben und zwar nicht auf eigne, ſondern auf Koſten des Landes. Reichlich hat das auch Brandenburg erfahren muͤſſen: von hier aus mußte zur Hofkuͤche nicht nur Vieh, Speck, Butter, Lampreten u. a. Fiſche, ſondern für die Hofkellerei auch Bran denburger und Zerbſter Bier, Wein, Eſſig, ſelbſt Trinkglaͤſer ge­liefert, und zu Reiſen und Jagden die Stadtpferde eingeſandt wer den. Und ſelbſt damit war es noch nicht abgethan: Joachim war in ſteter Geldverlegenheit: die Städte mußten immerwaͤhrend Ca pitalien vorſchießen oder ſich fuͤr aufgenommene Summen ver bürgen oder zur Bezahlung der landesherrlichen Schulden neue Steuern aufbringen. Zum letztern Behufe ward z. B. 1518 auch hier in Brandenburg die Neue Bierſteuer und das Giebelgeld einz geführt, Für fo bedeutende Opfer ward den Unterthanen nur eine geringe Vergeltung in dem Revers, den der Kurfuͤrſt 1550 deshalb den Staͤnden ausſtellte. Wenn nun daneben andere lau fende Abgaben immer ihren Fortgang hatten; wenn noch außer dem Fraͤuleinſteuer(), Tuͤrkenſteuer, der Allgemeine Pfennig ge= zahlt werden mußte, ſo kann man ſich denken, wie ſchwer das Alles die Unterthanen druckte. Im Jahre 1519 baten die Buͤrgermeiſter der Altſtadt in Betracht ihrer vielfältigen Arbeiten fuͤr das allgemeine Beſte, durch welche ſie von eigenem Verdienſte abgehalten wurden, um eine jährliche Beſoldung: der Kurfuͤrſt bewilligte ihnen 40 fl. aus der Kaͤmmereikaſſe. Zwei Jahre nachher wurde zwiſchen beiden Staͤdten ein Vergleich hinſichtlich der Glindowſchen Lehmgruben aufgerichtet und die bisherige Schleuſe bei der Neuſtadt(durch den Jakobsgraben) für die

) Im Jahre 1559 mußten beide Städte zu Fraͤulein Hedwigs Aus ſteuer 2090 Tonnen Bier nach dem Hoflager liefern.