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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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die Stadt aus ihren eigenen Mitteln erbaute(*). Jetzt ward die Einrichtung getroffen, daß der erſte Prediger an der Katha rinenkirche nicht mehr im ſchwarzen Kloſter über Theologie Vor: träge vor den übrigen Predigern halten, ſondern dafür in der neuen Schule in den beiden obern Claſſen Religionsunterricht er­theilen ſollte: eine Befugniß, die demſelben Geiſtlichen noch jetzt zuſteht, wenn ihm daran liegt. Dafür erhielt er aus der Kaͤm merei jährlich 30 Thaler. 1572 verordnete der Kurfuͤrſt, daß zu Berathungen über ſtaͤdtiſche Angelegenheiten immer etliche Buͤrger aus den Gulden, Gewerben und Gemeinen vom Magi ſtrate hinzugezogen werden ſollten: eine unſern heutigen Stadt: verordneten ſehr aͤhnliche Einrichtung. Das Jahr darauf ließ er eine neue Kirchenviſitations- und Conſiſtorialordnung ausge hen, die bei der 1575 erfolgten Kirchenviſitation zum Grunde gelegt ward. In Folge derſelben wurde auch in beiden Staͤdten Brandenburg noch mancher papiſtiſche Gebrauch abgeſchafft, und die Reformation mehr im Sinne der Wittenberger Theologen voll­endet. In dem dießfallſigen Receſſe wird denn bei der Neuſtadt beſtimmt jenes ſtaͤdtiſchen Stipendii(20 Thaler) für Studirende gedacht, desgleichen einer Jungfrau Schulmeiſterin, zum Zeugniß, daß man ſich nicht minder der Ausbildung der weiblichen Jugend annahm. Bei dieſer Gelegenheit mag von den kurfuͤrſtlichen Vi­ſitatoren auch der Marienkirche auf dem Berge eine beſondere Aufmerkſamkeit gewidmet worden ſein: man berieth ſich, was mit den darin befindlichen Sachen zu machen waͤre, um ſie vor der Zerſtoͤrung zu bewahren. In Folge deſſen ward die große Glocke abgenommen und nach Coͤln an der Spree auf den Thurm der daſigen Domkirche gebracht, der Schmuck des Altares aber in die Stiftskirche auf der Burg verſetzt, wo er ſeit 1723 zur Verzierung des dortigen Altares dient. Das mag uns eine paſ ſende Gelegenheit fein, über dieſes merkwürdige Kunſtwerk, das für die Deutſche Kunſtgeſchichte von hohem Intereſſe if, aus­

) Beſchrieben iſt dieß Gebaͤude ausführlich von Fromme(Beſchreib. von Brandenb. S. 10 ff.) und von Gottſchling(Beſchreibung von Brandenburg S. 96 ff.), der feinem Buche auch einen Proſpect des­ſelben beigefuͤgt hat.