337 fuͤhrlich zu berichten. Den Haupttheil bildet ein Schrank mit in Holz geſchnitzten, bemalten Figuren und mit Fluͤgelthuͤren, welche innen und außen mit Heiligen auf goldenem Grunde ver— ziert ſind. An jenen Schnitzwerken lieſt man zwei Mal die Jah— reszahl 1518, auf dem Rahmen die Worte: Anno domini 1518 sub d. Valentino Abbate, welcher Name nach Kloſter Zinna hinzuweiſen ſcheint. Hiernach dürfte das Ganze nicht urſpruͤng— lich für die Marienkirche beſtimmt, ſondern für dieſelbe aus irz gend einem Kloſter erſt erkauft worden fein, Allein die Anfertigung desſelben kann man mit Fug und Recht in jene angegebene Zeit ſetzen; der Charakter des Kunſtwerkes ſtimmt ganz damit überein, Die geſchnitzten Bilder find gerade in keinem unedlen Style gearbeitet, aber doch ohne tiefere Bedeutung; unter ihnen ziehen die Bildniſſe der Maria, des Petrus und Paulus durch ihre Groͤße am meiſten das Auge auf ſich. Vornehmlich aber find es die Gemaͤlde auf den Thuͤrfluͤgeln, welche das Intereſſe jedes Kunſtfreundes feſſeln. Es find großartig feierliche Geſtalten faſt in Lebensgroͤße, in einem hoͤchſt wuͤrdevollen Style, mit einer leichten, freien, lebendigen, friſchen, geiſtreich andeutenden Manier entworfen und gezeichnet. Die Farben ſind lebhaft und glaͤnzend, die Gewaͤnder reich und ſchoͤn geworfen; vortrefflich ganz insbeſondere die Kopfe: ausdrucksvoll, gemäß einem Heili— gen. Innerhalb auf der einen Seite ſteht Magdalena mit langen Locken, das Salbengefaͤß eben oͤffnend, daneben der heilige Benedictus, der Abt, mit dem Stabe, ein zerbrochenes Gefaͤß ſammt einer Schlange haltend; auf der andern Seite der heilige Bernhard mit Stab und Buch, neben ihm die heilige Urſula mit feinem Schleier, zwei Pfeile in der Hand. Außen auf den Fluͤgelthuͤren find dargeſtellt die 4 großen Kirchenvaͤter: Grego— rius und Ambroſius, jeder mit einem Stabe und einem Buche, Auguſtinus mit dem Stabe und einem vom Pfeile durchbohrten Herzen und Hieronymus mit Buch und Loͤwen. So andachts— voll, ſo verſenkt in ihr tiefſtes Inneres und in Gott, ſo ſtill— ernſt nun auch die Heiligen dargeſtellt ſind, ſo hat doch der Maler eine Schalkheit nicht unterdrücken koͤnnen, die dem Ge— maͤlde noch ein Nebenintereſſe gewährt, Sieht man nämlich die 4 innern Bildniſſe von der einen Seite an, ſo ſcheint die Heilige 22
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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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