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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
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vom Thurme herab und fand, daß derſelbe über 3 Zoll gewichen war. Noch groͤßerer Schrecken! R was zu thun, wandte man ſich nach Berlin an den Kurfuͤrſten und bat um Zuſendung des Grafen von Lynar, des damaligen oberſten Artillerie, Mu­nitions-, Bau⸗ und Zeugmeiſters, der die Stadt mit Rath un: ſtützen möchte, Unterdeſſen traf man Anſtalten, die Glocken herabzuſchaffen und die große. in der Nahe des Thurmes damals gab es auch noch eine kleine, unfern des Altares, in Sicherheit zu bringen. Allein ehe man damit zu Stande kam, ſtürzte der Thurm es war der 30. März, früh um 3 Uhr ein, indeſſen doch fo glücklich, daß er zwar die Kirche ſtark, indeſſen kein einziges naheſtehendes Gebäude be: ſchaͤdigte, keinen Menſchen toͤdtete. Zuerſt fielen nämlich einige Steine in der Mitte des Thurmes an der Nordſeite herab, dann die aäͤußerſte Ecke an dieſer Seite und zuletzt in einem Nu der ganze Thurm. Ein Theil ſturzte auf die Kirche, durchſchlug den Giebel ſammt einem Stücke des Gewoͤlbes und vernichtete die Orgel, beſchaͤdigte auch den maſſiven Taufſtein. Ein ande­rer Theil fiel weſtwaͤrts, auf dieſen die 4 Glocken, die alle(auch jene aͤlteſte vom Jahre 1287) fo ſtarken Schaden nahmen, daß keine mehr zu brauchen war. Der Kunſtpfeifer, welchem da­mals die Pflicht oblag, auf dem Thurme zu wachen, hatte ſchon den Tag vorher ſich und ſeine Familie in Sicherheit gebracht aber in jener Nacht ſeinen 3 Lehrlingen den Poſten übertragen, und dieſe, nachdem der eine kurz vorher noch eine geiſtliche Melodie geblaſen, machten ruhig in ihrem Bette ſchlafend die Reiſe mit hinunter zur Erde, ohne etwas mehr als einige ge­ringe Verletzungen davon zu tragen. Kaum war das ung iuce geſchehen, fo dachte man ſofort darauf, es wieder gut zu ma chen, der Stadt und der Kirche die verlorene Zierde wieder zu geben: 1585 ſtand bereits das Mauerwerk wieder; der Bau­meiſter desſelben war Johann Baptiſta aus Mailand; er brachte den Thurm bis zu dieſer Hoͤhe. Vor der Hand wurde jetzt das Ganze mit einem verlorenen Dache zugedeckt(2). Dann ward der Rathszimmermeiſter Balthaſar Richter aus Dresden ange:

) Aus dieſer Zeit muß das Gemaͤlde von Brandenburg, was ſich auf