auf, ohne die Summe, welche der Dom zu entrichten hatte, Uberdem ritten die Soldaten noch häufig auf die umliegenden Dörfer und trieben Contributions- und Hufengelder ein. Denn obwohl eine kurfuͤrſtliche Commiſſion in Brandenburg war, die für die Verpflegung der Truppen zu ſorgen hatte, ſo war doch Alles in der Stadt ſo rein aufgezehrt, daß die Soldaten ſelbſt Fourage holen mußten. Allgemein war die Klage uͤber Noth und Mangel. Dazu geſellten ſich bald anſteckende Krankheiten und das Unheil mit der ſchlechten Muͤnze(die Kipper- und Wip— perzeit(()), was 1622 ſogar Veranlaſſung zu einem Aufruhre in der Stadt gab. Dies Alles entvoͤlkerte Brandenburg ſo, daß bald 4— 500 Haͤuſer leer ſtanden. Die Beſchwerden des Kurfuͤrſten beim Kaiſer über Wallenſtein und fein Heer blieben unberückſichtiget. Beide Städte Brandenburg wurden ſtaͤrker bes feſtigt und namentlich mit Palliſaden verſehen, die man aus der Neuſtaͤdtiſchen Forſt holte.
Nachdem Wallenſtein den Koͤnig von Daͤnemark gedemuͤthiget und zum Lübecker Frieden(12. Mai 1629) genoͤthigt hatte, und nun die kaiſerlich-katholiſche Partei in Deutſchland uͤberall den Meiſter ſpielte, da trat der Kaiſer Ferdinand II.(1619— 1637) mit dem Reſtitutionsedicte hervor, nach welchem unter andern auch das Brandenburger Bisthum der katholiſchen Kirche und, weil die Angelegenheit mit der Exemtion des Stiftes fruͤher nicht voͤllig ins Klare gebracht worden(2), dieſes dem Deutſchen Reiche reſtituirt werden ſollte. Die damaligen Stiftsherren hierſelbſt, alle proteſtantiſch und weltlich, waren in keiner geringen Beſorgniß. uͤbrigens hatten dieſe jetzt auch den letzten bůͤrgerlichen aus ihrem Collegio entfernt— das diesfalſige fruͤhere Privilegium ſcheint alſo bis dahin nicht ganz genau beobachtet worden zu ſein— und ſich vom Kurfuͤrſten 1620 eine neue Verordnung ausgewirkt, daß nur Adlige in das Canonicat aufgenommen werden duͤrften(5).
) Kipper und Wipper hießen die damaligen Geldbeſchneider und Falſchmuͤnzer.— S. die Urk. bei Fidiein III. S. 497 f.
2) Vgl. oben S. 326 f. Von Ledebur's Archiv II. S. 174 f.
) S. Gerckens Stiftshiſt. S. 295.