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359 drückte Unterthan nichts deſtoweniger die laufenden Abgaben fort und fort entrichten. Ja die Regierung machte noch beſondere Anforderungen, und die Landſtaͤnde mußten mehr noch als fruͤher bewilligen und aufbringen. So ſchrieb z. B. der Kurfuͤrſt unter dem 5. October 1631 unter den Staͤdten des Havellandes eine außerordentliche Kriegsſteuer fuͤr die ſchwediſche Reiterei aus, wozu die Altſtadt Brandenburg 1154 Thlr. 17 gGr. 1 Pf., die Neuſtadt 1983 Thlr. 18 gGr. 6 Pf. beitragen mußte(*), und 1635 wurde, weil nun nach Abaͤnderung des Militairſyſtems die Burger in den Städten und die Adligen als Ritter nicht mehr Kriegsdienſte zu verrichten brauchten, ſondern Soldaten angeworben, ſtehende Heere unterhalten wurden, der Servis eingefuͤhrt. Die Altſtadt verlor überdies noch bedeutend dadurch, daß die Brücke bei Plaue über die Havel zerſtoͤrt war, und aller Tranſito von Magdeburg nach Berlin ſich hinweg nach der Neuſtadt wandte. Viele Haͤuſer wurden darum aus Nahrungsloſigkeit verlaſſen und nachher wohl gar angeſteckt, ſo daß ganze Straßen wuͤſte und öde waren. Mit dieſem Sinken des materiellen Lebens ſank auch die geiſtige Bildung: jene ſchoͤne Zeit, wo hier ein Sabinus, ein Praͤtorius(Schulz) gezogen wurde, wo die claſſiſchen Studien auf ſo ausgezeichnete Weiſe bluͤheten, war dahin. Doch muß man dem Magiſtrate in beiden Staͤdten es zum Ruhme nach— ſagen, daß ſie trotz der allgemeinen Noth das Moͤgliche thaten, um den fruheren Glanz ihrer Schulen nicht ganz untergehen zu laſſen. Sie waren immer bedacht, gelehrte Maͤnner wieder herbeizuziehen. Inmitten der Tage der Drangſale kaufte der Neuſtaͤdtiſche Magiſtrat(1634) die Bibliothek des eben verſtorbenen Garcaͤus für die Katharinenkirche an, und die St. Gotthardskirche in der Altſtadt erwarb die Bibliothek des Superintendenten Weizke und zur Vermehrung derſelben einige Capitalien. Beide Sammlungen find noch jetzt ſprechende, ehrenvolle Zeugs niſſe von den damaligen gelehrten Studien der hieſigen Geiſtlichkeit.
Nach der Breitenfelder Schlacht(1631) drang Guſtav Adolph tief ins Herz von Deutſchland: um ſo beſſer fuͤr unſere Stadt
) S. Dilſchmann's Geſch. Spandau's. S. 484.