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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
361
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Wuth ihrer Soldaten ein Ende zu machen. Er ſuchte ſelbſt von der Kanzel herab auf die rohen Gemuͤther zu wirken, obwohl nicht ohne Gefahr ſeines eigenen Lebens. Denn als er einſtmals in feiner Predigt etwas ſtark über die Gottloſigkeit der Solda­teska ſprach, verdroß es einen Schweden dermaßen, daß er es nach der Kirche bereute,» dem Pfaffen nicht auf der Stelle mit einer Kugel gelohnt zu haben«(1). Beim Abzuge ließen dieſe Schweden den Oberſten Gens Adersleben und Mortaigne mit 700 Dragonern zuruͤck, die für ſtaͤrkere Befeſtigung Branden­burgs, beſonders der Neuſtadt als einer Art von Bruͤckenkopf, zur Behauptung eines fo wichtigen Paſſes uͤber die Havel, wie un ſere Stadt damals war, Sorge trugen und namentlich den Theil der Neuſtadt zwiſchen dem Stein- und Annenthore tuͤchtig ver ſchanzten. Dieſe Vorſicht kam ihnen bald zu Statten. Um Mi chaelis des genannten Jahres rückte eine dreifache kaiſerliche Armee unter dem General Gonzaga heran und unternahm unſere Stadt zu belagern. Indeſſen leiſteten die 7100 Dragoner tapfer Widerſtand; erſt nach 8 Tagen ſahen ſie ſich genoͤthigt, die Stadt zu übergeben(2), nicht zur Zufriedenheit der Schwedi ſchen Regierung in Stockholm, die da verlangte, daß Baner den geweſenen Commandanten in Brandenburg vor ein Kriegs­gericht ſtellen ſollte(3). Lange blieben indeſſen die Kaiſerlichen nicht Meiſter unſerer Stadt. Baner lieferte ihnen kurz nachher (21. September) die blutige Schlacht bei Wittſtock und trieb fie in völliger Flucht vor ſich her. Nun fiel Brandenburg wie­der in die Gewalt der Schweden. Dieſe ließen den Obriſtlieute­nant Lange hier zurück: er ſollte ein Regiment Infanterie an­werben. Mittler Weile hatte der Kurfuͤrſt von Brandenburg zu noch groͤßerm Verderben fuͤr ſein Land ſich dem Prager Frieden angeſchloſſen und ſeinen Truppen anbefohlen, gegen die Schwe­den zu agiren. Ehe ſich alſo dieſe es hier in Brandenburg ver­ſahen, überfiel ſie der Brandenburgiſche Oberſt und Commandant

der Feſtung Spandau, von Rochow, im Februar 1637 und

Gottſchling: die Neuſtaͤdt. Superintendenten. S. 38 f. Fromme's Beſchreibung Brandenburgs. S. 126. Geijer a. a. D. S. 306. Not. 3. Vgl. Fromme 4. 4. D. S. 132,

6. 6) )

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