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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
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machte das ganze Regiment nieder. Lange flüchtete ſich auf den Mühlenthurm, wurde dort zum Gefangenen gemacht und nach Spandau abgeführt eſe und ahnliche Feindſeligkeiten in fe nem Rücken noͤthigten Banern, der mittler Weile bis nach Sach­

war, anfangs bis zur

fen, bis nach Thüringen re Elbe, ſpäter, als der kaiſerliche General Gallas ihn drängte, bis nach Pommern zurückzugehen. Gallas zog nach. Während dem wurden die Verſchanzungen, welche die Schweden bei der Neuſtadt aufgeworfen hatten, damit fie ſich bei etwaniger Rück­kehr nicht wieder feſtſetzen konnten, demolirt. Hierbei mußten ſelbſt die Kiezer auf dem Dome auf ausdrücklichen kurfüͤrſtlichen Befehl hülfreiche Hand le iſten(I). Allein 1638 hatte Baner wieder Verſtaͤrkungen aus Schweden erhalten, Gallas Heer das gegen durch Mangel und Krankheiten bedeu­tende Verluſte erlitten. Jener ergreift alſo von Neuem die Of­fenſive und jagt nun den letztern wieder in eiliger Flucht vor ſich her durch die Mark. Bei der Gelegenheit kam Gallas über Brandenburg, um dann weiter über Belitz nach Sachſen und Schleſien zu retiriren. Auf dieſem Marſche litt das kaiſerliche Heer, aus 11 Regimentern beſtehend, beiſpiellos; durch den aäu­ßerſten Mangel ward es faſt aufgerieben. Es ſoll bei demſelben eine ſolche Noth an Lebensmitteln geherrſcht haben, daß viele Soldaten todtes Aas und Hundefleiſch genoſſen, um nur den Hunger zu ſtillen(2). Und wie mag es bei und nach dieſer Retirade in unſerer Stadt ſelbſt ausgeſehen haben! Seitdem aber ſpielten hier wieder die Schweden den Meiſter und nun gar als offenbare Feinde

Unter dieſen allgemeinen Drangſalen ſtarb Johann Georg (den 1. December 1610) und machte zum Gluck für die Unter­thanen einem Friedrich Wilhelm Platz. Kaum hat wohl je ein Fuͤrſt unter ſchwierigern Verhaͤltniſſen den Thron beſtiegen als dieſer, ſchwerlich aber auch je einer ſich mit größerer Staats: klugheit herauggerownben(3). Zwiſchen zwei gleich ſtarken Maͤch­I) S. die betr. Acten im Domarchiv.

Anekdoten aus der Preuß. Geſch. 3. Heft. S. 26. ) Vortrefflich hat dieſen Fuͤrſten aufgefaßt und geſchildert Stenzel im

2ten Theile feiner Geſchichte von Preußen. Vgl. übrigens über den

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