364 vel galt unſere Stadt für einen Hauptpaß der ſtreitenden Par— teien: hierher ſetzte der Kurfürſt einen eigenen Commandanten unter dem Titel: Commandant des Paſſes Brandenburg. In den Jahren 1613 und 141 war es ein Herr von Stranz. Die
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fer mußte fortwährend Bericht einſenden von dem, was hier vorging, und ſchützte mit feinen Truppen— die vor dem St. Annenthore lagen und freilich manchen Unfug trieben, z. B. den Gaͤrtnern die Zaͤune wegſchleppten und verbrannten— die Stadt und ſorgte für ſtaͤrkere Befeſtigung derſelben. Als 1643 ein Trupp Schweden in die Altſtadt einrückte, um Contribution einzutreiben, erhielt er vom Kurfuͤrſten Befehl ſie hinauszujagen; fie wären in Freundes Land und durften da nicht brandſchatzen. Und wie im Politiſchen die kraͤftige durchgreifende Hand zu erkennen war, fo gleichfalls in allen Zweigen der innern Staatsverwaltung. Seit dem großen Kurfürſten nimmt man deutlicher die ordnende, regelnde, controllirende Macht des Landesherrn wahr in Bezug auf die ſtaͤdtiſchen Angelegenheiten: davon zeugt die Geſchichte Brandenburgs in mehrfacher Hinſicht. Von den ſpeciellen Verordnungen Friedrich Wilhelms aus dieſer Zeit für unſere Stadt merken wir Folgendes an: 1641 beſtimmte er mit— telſt einer Commiſſion, daß der Magiſtrat zwar frei von Einquartierungen und von Contributionen fein, aber von der Ein— nahme der Contributionsgelder Rechnung ablegen ſollte, und kurz nachher übergab er ihm die Jurisdiction auf der Langen Brücke und geſtattete daſelbſt die Anlegung einer Zugbrücke. 1613 verlegte er den einen Jahrmarkt in der Neuſtadt auf den Sten Tag nach Bartholomaäͤi und gab 1614 der Altſtadt zwei neue Jahrund Viehmaͤrkte, und beſtimmte, daß die letztern vor dem Rathenower Thore beim Schuͤtzenhauſe gehalten werden ſollten. In demſelben Jahre verglich er den Rath der Neuſtadt mit der Buͤrgerſchaft, welche ſich über unbillige Vertheilung der Kriegscon— tribution beſchwert hatte, und verbot der letzteren Conventikel zu halten, gab ihr auch Vorſchriften über die Wahl der 18 Maͤn— ner. Zu der Zeit zwangen Verfolgungen der Katholiken in Frankreich und in der Schweiz viele Lutheraner und Reformirte aus: zuwandern: Friedrich Wilhelm nahm ſie auf in ſein Land und gab auch unſern Städten an, wie ſie die ungluͤcklichen Heimath—
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