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loſen empfangen und verpflegen ſollten. Da die Verwaltung des ſtaͤdtiſchen Vermögens während der Kriegsjahre ſehr in Unordnung gekommen war, fo wurde das Ganze 1646 unterſucht, Vorſchlaͤge gethan, wie der Kaͤmmereicaſſe wieder aufgeholfen werden koͤnnte, auch 1617 angeordnet, jährlich Rechnung daruͤber abzulegen. 1617 ward in der Neuſtadt eine beſondere Polizeiordnung auf— gerichtet: die erſte in Brandenburg, von der wir Kunde haben: dem Kurfuͤrſten ward ſie nachmals zur Pruͤfung vorgelegt, und er beſtaͤtigte ſie 1655.;
In eben dem Jahre machte das Domcapitel, an feiner Spitze der Dechant Maximilian von Schlieben, die Einrichtung, daß vom 24. October an die ſogenannten Horae canonicae Vor- und Nachmittags nicht mehr in Lateiniſcher, ſondern in Deutſcher Sprache abgeſungen, die Evangelien und Epiſteln dagegen erſt in Lateiniſcher Sprache, dann vor dem kleinen Altare Deutſch vorgeleſen werden ſollten(I). Dieſe zeitgemäße Abaͤnderung mußte indeſſen widerrufen werden, als im Jahre 1648 der erſehnte Weſtphaͤliſche Friede beſtimmte, daß zwar das Stift ſaͤculariſirt fein und bleiben konnte, allein Alles darin fo wieder eingerichtet werden muͤßte, wie es im Normaljahre(1624) beſtanden hätte, und fo konnte dieſer unzweckmaͤßige und laͤcherliche Gebrauch ſich ſelbſt bis auf die neueſte Zeit fortſchleppen: erſt vor wenigen Jahrzehnten iſt er abgeſtellt. In demſelben 1648ſten Jahre ward die Domkirche auf Veranſtaltung des damaligen Dompropſtes von Burgsdorf aͤußerlich und innerlich, an Fenſtern, Stühlen ꝛc. verziert und erneuert.
Auch nach dem 30-jaͤhrigen Kriege blieb hierſelbſt ein Commandant. Da durch jenen Frieden der Kurfuͤrſt bekanntlich Magdeburg erwarb und ſich der Juͤlich⸗Cleve⸗Bergiſchen Laͤnder verſicherte, ſo war es um der Verbindung dieſer Gegenden mit der Reſidenz willen nothwendig, einen regelmäßigen Poſtenlauf dahin und dorther anzuordnen. Dieß geſchah um 1650(2), und in
) S. Lenz's Stiftsh. S. 106.—.;. Daß ſchon im Jahre 1615 Behufs einer Briefpoſt über Barnewitz
nach Wolfenbüttel mit dem hieſigen Domeapitel unterhandelt worden ſei, geht aus den Aeten des Stiftsarchives hervor.