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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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gelegenheiten in unſerer Stadt. Weil die Lutheraner noch immer nicht aufhoͤrten, auch hier in Brandenburg die Reformirten an zufeinden, ſo gab der Kurfuͤrſt 1662 das Edict, daß durchaus Niemand die letztern verketzern ſollte; ja er ordnete ſogar eine fiscaliſche Unterſuchung gegen den neuſtaͤdtiſchen Magiſtrat an, als derſelbe die Leute hatte glauben machen wollen, der Luthe riſche Katechismus ſollte abgeſchafft werden. Damals mochte die Sitte wohl Vergang genommen haben, in das Kirchengebet in beiden Städten auch das Domcapitel mit einzuſchließen. Sel biges wandte ſich deßhalb 1663 klagend an den Kurfuͤrſten, und es ward beſtimmt, daß jener Gebrauch fuͤrder beibehalten werden ſollte. Als im darauf folgenden Jahre ein Zwiſt ansbrach zwi­ſchen der neuſtaͤdtiſchen Buͤrgerſchaft und dem Rathe uͤber das Holzſchlagen in der Forſt, ward hoͤhern Orts verordnet, daß der Buͤrgerſchaft immer die Haͤlfte des Geldes vom geſchlagenen Holze zu Gute kommen ſollte(wodurch eine beſondere Commu­nalcaſſe begründet wurde, die erſt in neueſter Zeit aufgehört hat), und ſodann, daß der Magiſtrat ohne kurfuͤrſtliche Einwilligung nie mehr ſollte Holz ſchlagen duͤrfen. Und als derſelbe kurz nach­her nach einem ſtarken Windbruch die umgeſtuͤrzten Eichen, ohne erſt anzufragen, fällen ließ, ward er zu einer Strafe von 50 Thalern verurtheilt und ihm dieſe nur auf inſtaͤndiges Bitten er­laſſen. Damals war das rathhaͤusliche Weſen in der Neuſtadt wieder in Unordnung gekommen, dergeſtalt, daß der Magiſtrat ſelbſt nicht wußte ſich zu helfen. Er bat um eine kurfuͤrſtliche Commiſſion(1666); dieſe ſetzte feſt, was geſchehen ſollte. So griff Friedrich Wilhelms weiſe Fuͤrſorge in alle ſtaͤdtiſche Ver­haͤltniſſe ein.

Brandenburg muß ſich in dieſer Zeit ziemlich wieder aufge­nommen haben, inſonderheit die Neuſtadt: es ward viel gebauet. 1653 und in den folgenden Jahren erneuerte man die Schleuſe, auf dem von den Schweden angelegten Walle im Nordweſten der Neuſtadt die Loh= und Walkmuͤhle, welche im Kriege abgebrannt war, 1667 die Lange Brücke(i) und 1674 den Neuſtaͤdtiſchen

) S. Fromme's Beſchr. S. 134. 126. 118.