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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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berichten ſollte, was es mit den geſtohlenen Geldern fuͤr eine Bewandtniß hätte? Sein Recht, ſich ſelbſt zu ergänzen, ward ihm gelaſſen. Im Jahre 1700 war das alte Gebaͤude fuͤr den Schoͤppenſtuhl über der Havel zur Seite der Langen Bruͤcke fo baufällig geworden ſchon zu Fromme's Zeiten war es für feinen Zweck nicht mehr brauchbar(*), daß es ganz und gar einfiel, und hat man noch bis in die neueſten Zeiten einige Pfaͤhle im Waſſer geſehen an der Stelle, wo es ehedem geſtanden hatte. Die Zuſammenkuͤnfte des Schoͤppenſtuhles ge= ſchahen damals zwiſchen beiden Staͤdten, in dem obern Zimmer des landesherrlichen Acciſegebaͤudes; dahin war auch die Biblio­thek und das Archiv geſchafft worden. Ein kurfuͤrſtliches Edict beſtimmte in gleichem Jahre, daß die Wochenmaͤrkte die bis­her nur in der Neuſtadt gehalten worden waren, als dem volk­reichern Theile in beiden Staͤdten zugleich abgehalten werden ſollten, um auch der Altſtadt größeres Leben und erhoͤhtern Ver­kehr zu verſchaffen. Doch blieb es ohne Erfolg: die Sache ſchlief nach und nach wieder ein. Die localen Verhaͤltniſſe eignen die Altſtadt nicht zu ſolchen Maͤrkten.

Daß Friedrich III. im Jahre 1701 die Koͤnigswůͤrde annahm, hatte auf unſer Brandenburg mehrfachen Einfluß. Abgerechnet daß es ſeinen uralten Namen»Kurſtadt« nun immer bedeu­tungsloſer werden ſahe, abgerechnet ferner daß die patriotiſchen Herzen ſeiner Einwohner bei dem Gedanken, nun einem Königs reiche anzugehoͤren, höher ſchlugen der neue Koͤnig und ſeine Nachfolger ſtrebten ſeitdem mit aller Macht und mit großem Aufwande ihre Reſidenz Berlin zu einer wahrhaften Koͤnigsſtadt, das Staͤdtchen Potsdam um ſeiner reizenden Lage willen zu einem ihrer neuen Wuͤrde angemeſſenen Sommeraufenthalte zu erheben. Beide wurden geſchmuͤckt mit den ſchoͤnſten Privat- und oͤffent­hen Gebaͤuden, vergroͤßert durch ganze lange Straßen, beſetzt

lic des- und Provinzial-Collegien,

mit Truppen aller Art, mit Lan mit Staatsbeamten jeglicher Gattung, begabt mit ausgeſuchten Anſtalten der Kunſt und des Luxus, bereichert mit einer Menge von Einwohnern. Insbeſondere wuchs Berlin zu einer nie ges

) S. Fromme's Beſchreib. S. 118,