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ahneten Ausdehnung, Schönheit, Pracht, Lebendigkeit. Da trat naturlich die alte Hauptſtadt der Mark und des Kurfurſtenthumes, für welche nichts geſchahe, die ſich ſelbſt uͤberlaſſen blieb, in Schatten: Brandenburg ſank zu einer bloßen Provinzialſtadt herab. Wenn es aber auf ſolche Weiſe durch ſeine beiden ſtolzen Nachbarinnen verdunkelt iſt, ſo hat es doch andrerſeits wieder durch ſie gewonnen. Nicht ſo fern von ihnen gelegen, verbunden mit ihnen durch eine doppelte, durch eine Waſſer- und Land— Straße, konnte es von nun an ſeine Producte mit Leichtigkeit und nicht ohne Gewinn abſetzen. Auch gewährte der immer wachſende Verkehr zwiſchen der Reſidenz und dem handelsreichen Magdeburg und den weiter jenſeits liegenden Städten und Laäͤn— dern unſerm mitten inne liegenden Brandenburg manchen andern Vortheil.
Als Koͤnig gab Friedrich J. im Jahre 1701 ſeine Zuſtimmung zur Anlegung eines Wirthshauſes auf ſtaͤdtiſchem Gebiete auf der Straße nach Magdeburg, eine Stunde von Brandenburg entfernt. Es ward der Neue Krug genannt und gehoͤrt noch jetzt der Stadt. Seine Beſtimmung war urſpruͤnglich: er ſollte bei dem ſchlechten ſandigen Wege den Reiſenden und ihren Pferden, inſonderheit den Poſtfuhrwerken, zu einem Puncte der Ruhe und Erholung dienen. Das Jahr darauf beſtimmte ein koͤnigliches Edict genauer die Grenzen des Richters der Franzoͤſiſchen Einwanderer hierſelbſt. a
Anlangend das Domſtift, das ſeit der Reformation von einem geiſtlichen Inſtitute zu einer beſtimmten Anzahl von Sinecuren für Weltliche umgewandelt war, fo ſahe Brandenburg die Mitglieder desſelben nur ſelten: ſie lebten meiſt auf ihren Guͤtern, oder am Hofe, oder ihren Staatsaͤmtern. Ihre Curien ver— mietheten ſie an Privatperſonen. Nur an Capitelstagen waren fie verpflichtet gegenwärtig zu fein, Ode und leer fand das ehemalige Stiftsgebaͤude, das ſonſtige Kloſter der Praͤmonſtra— tenſer. Dies und der Mangel einer Anſtalt zu einer zeitgemaͤ— ßen Bildung der adligen Jugend für die hoͤhern und hoͤchſten Staatsaͤmter— das neue Königreich bedurfte Männer, welche mit feiner conventioneller Bildung und den noͤthigen Schulkennt— niſſen insbeſondere Kunde der Geſchichte, der Geographie, He