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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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377 raldik, der neuern Sprachen(namentlich der Franzoͤſiſchen) ver­banden, wie fie noͤthig find zu Geſandtſchaften, am Hofe u. ſ. w., und eine ſolche Ausbildung gewährte die ſteife und geſchmack loſe, nur am Lateiniſchen feſtklebende Methode des Unterrichts in den damaligen Schulen nicht brachte die Idee in Anre gung, ein eignes Inſtitut, durch welches jenem Mangel abge holfen wurde, aufzurichten. Die Mitglieder des hieſigen Dom capitels, an ihrer Spitze der damalige Dompropſt General von Grumkow und der Praͤſident(nachherige Staatsminiſter) von Goͤrne als Dechant griffen dieſelbe auf und fanden das Stiftsge­baͤude dazu paſſend. Sofort ward die Ausfuͤhrung beſchloſſen. An­faͤnglich nahm ſich der Sache auch der in der Altſtadt wohnhafte aͤlteſtte Minor, der nachmalige wirkliche Domherr von Strantz, ſehr thaͤtig an; ſpaͤter nur zog er ſich zurück, man weiß nicht warum? und wandte ſeinen verdienſtlichen Eifer zur Verbeſſe­rung des altſtaͤdtiſchen Schulweſens und einen Theil ſeines Ver moͤgens der Saldernſchen Schule zu, deren Gebäude im 30 jͤh rigen Kriege ganz verfallen waren: er ließ ſie 1714 auf ſeine Koſten wieder herſtellen, kaufte ein dabei gelegenes Haus an und ließ es einrichten zu Wohnungen für Schüler und Lehrer, und die Anſtalt bluͤhte fröhlich wieder empor.

Nach eingeholter Zuſtimmung des Königs(den 4. Auguſt 1704) berieth ſich das Capitel mit ſachkundigen Männern über die Ausfuͤhrung des Planes. Hauptſaͤchlich trat es mit dem da mals lebenden, weltberuͤhmten Freiherrn von Leibnitz in Brief: wechſel, von welchem wahrſcheinlich auch ein Gutachten, das noch vor einigen Jahrzehnten vorhanden geweſen iſt, herrůuͤhrte, obgleich es nicht ſeinen Namen getragen. Als Zweck der Schule wurde feſtgeſtellt: in ihr ſollten junge Edelleute gründlichen Un= terricht in der Deutſchen, Lateiniſchen, Franzoͤſiſchen und Ita­lieniſchen Sprache, in den gerade für fie nothwendigen Wiſſen ſchaften, als in der Geſchichte, Geographie, Heraldik ꝛc., endlich zur Ausbildung des Körpers auch im Zeichnen, Tanzen, Fechten, Reiten genießen und auf ſolche Weiſe zu hoͤhern Staatsaͤmtern in Civil-, Kriegs- und andern Fächern ausgebildet werden. Da­mit fie fern gehalten würden von Zerſtreuungen, ſollten fie ihre Schulzeit hindurch in kloͤſterlicher Abgeſchiedenheit im Stiftsge­