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Gegewart, wo es dann dem hohen Paare nicht an den aufrich— tigſten Bezeugungen der Ehrfurcht und des Gehorſams von Sei— ten der Brandenburger fehlte.
Das Erſte, was Friedrich Wilhelm III. fuͤr unſere Stadt mit eigner Hand vollzog, war das Patent, wodurch das bishe— rige Lyceum zu einem Gymnaſium erhoben wurde unter dem Titel: Vereinigtes Gymnaſium der beiden Staͤdte Brandenburg. Noch iſt die koſtbare Urkunde auf hieſigem Rathhauſe vorhanden, ein wahres Meiſterſtuͤck der Kalligraphie. Inmitten der Zeit war auch die Saldria in Stand geſetzt und zu einer hoͤhern Buͤrger— ſchule eingerichtet worden: als ſolche ward ſie eingeweihet den 8. April 1800. Der Bau koſtete 7002 Thlr., und der wieder— holte bedeutende Aufwand giebt ein deutliches Zeugniß ab von dem damaligen regen Eifer der Brandenburger fuͤr das Schul— weſen.
Mittler Weile hatte unſere Stadt wieder hinſichtlich ihrer milden Stiftungen einen ſchoͤnen Zuwachs bekommen. Es ſtarb nämlich 1799 die Wittwe des verſtorbenen Kriegsraths Goͤde, eine geborne Romig: in ihrem Teſtamente, ausgeſtellt unter dem 24. Auguſt 1790, hatte fie ein anſehnliches Capital zum Ankauf eines Hauſes ausgeworfen, in welchem 12 alte unbemittelte Wittwen unter dem Vorſtande eines Herrnhuthers freie Wohnung und einige ſonſtige Emolumente genießen ſollten. Da ſich hier— zu in der Stadt ſelbſt keine paſſende Gelegenheit fand, fo wurden 6 kleine Wohnungen vor dem Steinthore mit den dahinter gelegenen Gaͤrten angekauft und zu dem Zwecke eingerichtet. Das Vermögen des Inſtitutes beträgt etwa 2126 Thlr. 15 Sgr. und beſteht theils in jenem Gebäude und dem daran ſtoßenden Gar— ten, theils in einer Hufe Acker im Muͤhlenfelde und in 2 Wie: fen. Die Aufnahme geſchieht nach Erlegung eines Eintrittsgeldes, was zum Baufonds geſchlagen wird. Zu gleicher Zeit er— hielt in Folge einer Dispoſition des Ehegatten jener Erblaſſerin die Reformirtengemeinde das auf dem Molkenmarkte gelegene Haus, und zwar zur Wohnung für ihren zweiten Prediger, in— gleichen einen Weinberg vor dem Rathenower Thore und ein Ackerſtuck daſelbſt zur Verbeſſerung des Gehaltes eben dieſes Predigers.