Druckschrift 
Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
407
Einzelbild herunterladen

407

Der erſte Januar des Jahres 1801 wurde als der Anfang eines neuen Jahrhunderts in Brandenburg begrüßt durch Mus ſik vom Kirchthurm herab und durch Illumination desſelben, und mit feſtlichen Geſaͤngen und religioͤſen Feierlichkeiten, insbe­ſondere würdig aber durch Verpflegung der armen Hospitaliten in beiden Staͤdten, begangen.

Im Jahre darauf und in den folgenden Jahren wurden auf Veranſtaltung des Magiſtrats mehrere alte, nun laͤngſt ſchon nicht mehr brauchbare Thorthuͤrme abgebrochen. In der Alt­ſtadt war bereits früher der an der Langen Brücke wegge nommen und ſtatt deſſen ein Gerberhof angelegt worden; jetzt riß man den am Muͤhlenthore ein, damit die Paſſage dort, die er verengte, bequemer würde. In der Neuſtadt fehlte ſchon ſeit unbekannter Zeit der Thurm am Waſſerthore; gegenwaͤrtig (1801) trug man wegen feiner Baufaͤlligkeit den am St. Annenthore ab und das Jahr nachher den am Neuen Thore (am Ende der Neuen-Thorſtraße), den ſogenannten Ehebrecher­thurm, theils wegen ſeiner Schadhaftigkeit, theils um auch hier die Straße breiter zu machen. Seitdem blieben unſerer Stadt nur noch die vier: am Stein-, am neuſtaͤdtiſchen Müıhlen=, am Rathenower und am Plauer Thore, und das alte Siegel und Wappen von Brandenburg mit ſeinen neun Thorthuͤrmen will nicht mehr paſſen.

Fuͤr den Verkehr von und uͤber Brandenburg nach Potsdam und Berlin war es vom wichtigſten Einfluſſe, daß im Jahre 1804 die Chauſſee dahin angelegt wurde. Im folgenden Jahre fing man auch bereits die nach Genthin und Magdeburg die ehemalige Straße dahin über Zieſar ging ein an zu bauen, und bereits war ſie zur Haͤlfte, bis zum erſtgenannten Orte, fertig, als der Krieg zwiſchen Sſtreich und Napoleon eine ber waffnete Neutralität und Verwendung der Gelder auf andere Zwecke gebot. Damals erfolgten hier ſtarke Truppendurchmaͤr­ſche; auch das hieſige Regiment mußte aufbrechen. Weil indeſſen der Friede erhalten wurde, kehrte es in Kurzem wieder zurück, In demſelben Jahre war es, wo die Ritterſchule ihr erſtes hun dertzaͤhriges Jubilaͤum feierte und bei der Gelegenheit das Praͤdicat einer»Ritterakademie« erhielt. In der Stadt wurde damals mit