mane, gebildete Menſchen darunter erkannt. Allein mit dieſer einmaligen Einquartirung war es nicht abgethan. Kurz darauf kam das eben ſo ſtarke Ney'ſche Corps; es ruͤckten noch andere nach, und als Magdeburg ſchaͤndlicher Weiſe ſo ſchnell uͤberging, und nun die Heerſtraße von da nach Berlin frei wurde, da hat Bran— denburg, wenn es auch vom eigentlichen Schauplatze blutiger Kämpfe fern blieb, doch den Druck des Krieges in feiner ganzen Schwere getragen. Es hat Krieger geſehen von den Ufern der Rhone und Seine, von den Geſtaden des Nord- und des Mittelmeeres, die alle heraufzogen— und das war eben das Traurigſte, das Niederſchlagendſte— das Vaterland zu bekaͤmpfen und niederzu— kaͤmpfen. Dann ſahe es wieder Preußen mit und ohne Wunden, Schweden, Engländer, Ruſſen als Gefangene den entgegengeſetzten Weg fortſchleppen. Sechs und zwanzig Monate iſt Bran— denburg von Franzoſen beſetzt und heimgeſucht geweſen. Was es da gelitten, if unglaublich: kaum hält man's für möglich, daß es ſolches hat aushalten koͤnnen. Folgende den zuverlaͤſſigſten Quellen entnommene Angaben mögen das bekraͤftigen. Die Summe aller Einquartirungen bei den verſchiedenen Hin- und Herzuͤgen der Franzoͤſiſchen und der mit ihnen verbuͤndeten Truppen(der Darmſtaͤdtiſchen, Naſſauiſchen, Hohenzollernſchen) vom 25. Octo— ber 1806 bis zum 8. December 1808 wird auf 420= bis 430,000 Gemeine angegeben. Rechnet man hierzu noch die Officiere und alle diejenigen, welche ihrem Range nach als Officiere behandelt werden mußten, die noch etwa den dritten Theil jener Summe ausmachen, ſo ſteigt die Zahl noch wenigſtens um 32,300, ſo daß man im Ganzen in runder Summe 460,900 annehmen kann. Außerdem mußte die Stadt noch einen Commandanten(dem zur Aufrechthaltung der offentlichen Ruhe und Ordnung, da weder Preußiſche noch zuweilen ſelbſt Franzoͤſiſche Soldaten hier waren, eine Nationalgarde aus 300 juͤngern Bürgern, die ſich ſelbſt equiz piren und die Wache beziehen mußten, beigegeben war), einen Ober- und mehrere Unter-Kriegscommiſſairs, ein Franzoͤſiſches Bureau, ein Stroh- und Heumagazin unterhalten. Dieſe und einige andere Poſten wollen wir aufzaͤhlen, um unſern Leſern einen Begriff von den furchtbaren Laſten zu geben, welche Bran— denburg damals getragen hat.
Druckschrift
Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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