Druckschrift 
Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
427
Einzelbild herunterladen

2 d k.

427 Verdienſt ſtockte; die Grundſtuͤcke fielen im Preiſe. Es war eine trübe Zeit! Aber es blieb Friede, Dank ſei es der Vorſehung und den friedliebenden Fuͤrſten! Kein politiſcher Feind uͤberſchritt die Grenzen unſeres Vaterlandes; bald aber doch ein anderer, faſt noch furchtbarerer. Das war die Indiſche Brechruhr oder Cholera Morbus. Dies Scheuſal, geboren in den ſumpfigen Ebenen am Ganges in den Jahren 1815 17, verbreitete ſich in kurzem über ganz Indien, ging 1821 nach Perſien, überſchritt 1823 die Ruſſiſche Grenze und kam bereits damals bis nach Aſtrachan. Nach einer Unterbrechung von etlichen Jah ren erſchien ſie in noch heftigerem Grade im Juni und Juli 1829, ging im Sommer 1830 nach Georgien und Caucaſien, überſprang den Caucaſus und niſtete ſich im Europaͤiſchen Ruß­land ein. Als nun in Folge der Polniſchen Revolution der Ruſ­ſiſche Kaiſer Truppen aus allen Gegenden feines Reiches zu­ſammenzog, ward ſie nach Polen hin verſchleppt, ging zum Heere der Inſurgenten über, nach Warſchau, und von da uͤber­ſchritt ſie, aller Vorſichtsmaaßregeln ſpottend, 1831 die Grenz zen des Preußiſchen Vaterlandes. Im Fruͤhjahre war ſie in Danzig, in Koͤnigsberg, in Poſen. Mit Ende des Septembers brach ſie in der Reſidenz ſelbſt aus. Allgemein war der Schrek­ken in unſerer Stadt. Nach hoͤherer Anordnung trat ſofort auch hier eine Sanitaͤtscommiſſion zuſammen. Sie fand das Gym⸗ naſialgebaͤude zu einem Lazarethe am geeignetſten; die Schule ward verlegt, Alles gehoͤrig eingerichtet, Arzte angenommen, eine beſondere Apotheke angelegt. uͤberdem verſorgte ſich Jeder nach Moͤglichkeit mit den nothwendigſten Arzneien. So erwartete man den Feind. Man füuͤrchtete um ſo mehr ſein Erſcheinen, weil in dieſem und in den vorhergegangenen Jahren das Kalte Fie ber hierſelbſt ungewoͤhnlich heftig geherrſcht hatte, und das der Vorbote der Cholera zu ſein pflegte. Uberdem folgte fie gern dem Laufe der Fluͤſſe. Allein, obwohl die Krankheit in Pots­dam, in einigen nahen Doͤrfern bei Brandenburg, in Rathenow,

in Magdeburg ausbrach, dennoch blieb unſere Stadt verſchont ind iſt es auch im Jahre 1837 geblieben, wo das Ungeheuer noch ein Mal die Reſidenz heimſuchte und aͤrger denn vor her. Die Koſten, welche durch jene Sicherheitsmaaßregeln der

n