dem Kulturspiegel ersehen, gibt es im Kreis Perleberg vier Spielorte, die wahrscheinlich immer verschiedene Stücke zu sehen bekommen. Aber vielleicht interessiert Sie das, was ich Ihnen berichten will, auch noch nach dem Besuch der Theatervorstellung.
Die erste Inszenierung in der musikalischen Gattung ist „Der Vetter aus Dingsda“ von Eduard Künneke. Sicher werden Sie da sofort an den „armen Wandergesellen“ denken, der einmal in einem richtigen „weichen Himmelbett“ schlafen darf. Aber schon am Anfang des ersten Bildes wird Sie das Lied an den „Strahlenden Mond“ in die richtige Operettenstimmung versetzen. Wenn dann das Sängerpaar noch im „Märchenland“ auf „das lachende Augenpaar“ trinkt, dann haben Sie schon eine Reihe bekannter Melodien aufgenommen. Die richtige Einstellung zu diesem heiteren und melodienreichen Operettengeschehen erlangen Sie, wenn Sie den Rat des Fremden beherzigen, der da singt: „Kindchen, du mußt nicht so schrecklich viel denken . .
Das Parchimer Publikum hat den „Vetter“ gut empfangen und wird ihn wohl noch für eine ganze Reihe von Vorstellungen behalten wollen.
Nun noch schnell etwas über Eduard Künneke.
Vor etwa drei Jahren starb Künneke, fast siebzigjährig, in Berlin. Der geborene Rheinländer zeigte schon als Kind große musikalische Begabung. Sein Musikstudium absolvierte er in Berlin. Er blieb dieser Stadt treu und war als Kapellmeister u. a. am Neuen Operettentheater am Schiffbauerdamm tätig. Seine zuerst komponierten Opern wurden nicht sehr bekannt. Mit dem Singspiel „Das Dorf ohne Glocke“ errang er den ersten größeren Publikumserfolg, der sich mit der Uraufführung des „Vetter aus Dingsda“ (1921) zur Weltberühmtheit steigerte.
„Glückliche Reise“ ist Ihnen sicher bekannt, da diese Operette 1954/55 im Spielplan des Landestheaters Parchim aufgenommen war. Melodien aus „Die lockende Flamme“, „Die Vielgeliebte“ und „Herz über Bord“ kann man öfter im Rundfunk hören.
Die Sprechstückgattung wird in den nächsten Tagen mit dem Lustspiel „Der Diener zweier Herren“ von Carlo Goldoni aufwarten.
Das Stück macht uns mit den Freuden und Leiden eines jungen Italieners bekannt, der sich Dank seiner Pfiffigkeit Ihre Herzen genau so erobern wird wie die seiner zwei Herren.
Carlo Goldoni ist der klassische Lustspieldichter Italiens. Seine Hauptwerke sind u. a. „Mirandolina“, „Das Kaffeehaus“, „Der Brauthandel“. Durch seine Tätigkeit am Gericht als Rechtsanwalt hatte er die Möglichkeit, einen tiefen Einblick in die sozialen Mißstände seiner Zeit (18. Jahrhundert) zu tun, die er in seinen Stücken geißelte.
Für beide Theaterabende wünsche ich Ihnen recht viel Freude. Wenn es Ihnen angenehm ist, melde ich mich demnächst an dieser Stelle wieder.
LUISE SURKE
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