Heft 
(1956) 11
Seite
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dem Kulturspiegel ersehen, gibt es im Kreis Perleberg vier Spielorte, die wahrscheinlich immer verschiedene Stücke zu sehen bekommen. Aber viel­leicht interessiert Sie das, was ich Ihnen berichten will, auch noch nach dem Besuch der Theatervorstellung.

Die erste Inszenierung in der musikalischen Gattung istDer Vetter aus Dingsda von Eduard Künneke. Sicher werden Sie da sofort an denarmen Wandergesellen denken, der einmal in einem richtigenweichen Himmel­bett schlafen darf. Aber schon am Anfang des ersten Bildes wird Sie das Lied an denStrahlenden Mond in die richtige Operettenstimmung ver­setzen. Wenn dann das Sängerpaar noch imMärchenland aufdas lachende Augenpaar trinkt, dann haben Sie schon eine Reihe bekannter Melodien aufgenommen. Die richtige Einstellung zu diesem heiteren und melodienreichen Operettengeschehen erlangen Sie, wenn Sie den Rat des Fremden beherzigen, der da singt:Kindchen, du mußt nicht so schrecklich viel denken . .

Das Parchimer Publikum hat denVetter gut empfangen und wird ihn wohl noch für eine ganze Reihe von Vorstellungen behalten wollen.

Nun noch schnell etwas über Eduard Künneke.

Vor etwa drei Jahren starb Künneke, fast siebzigjährig, in Berlin. Der geborene Rheinländer zeigte schon als Kind große musikalische Begabung. Sein Musikstudium absolvierte er in Berlin. Er blieb dieser Stadt treu und war als Kapellmeister u. a. am Neuen Operettentheater am Schiffbauer­damm tätig. Seine zuerst komponierten Opern wurden nicht sehr bekannt. Mit dem SingspielDas Dorf ohne Glocke errang er den ersten größeren Publikumserfolg, der sich mit der Uraufführung desVetter aus Dingsda (1921) zur Weltberühmtheit steigerte.

Glückliche Reise ist Ihnen sicher bekannt, da diese Operette 1954/55 im Spielplan des Landestheaters Parchim aufgenommen war. Melodien aus Die lockende Flamme,Die Vielgeliebte undHerz über Bord kann man öfter im Rundfunk hören.

Die Sprechstückgattung wird in den nächsten Tagen mit dem Lustspiel Der Diener zweier Herren von Carlo Goldoni aufwarten.

Das Stück macht uns mit den Freuden und Leiden eines jungen Italieners bekannt, der sich Dank seiner Pfiffigkeit Ihre Herzen genau so erobern wird wie die seiner zwei Herren.

Carlo Goldoni ist der klassische Lustspieldichter Italiens. Seine Haupt­werke sind u. a.Mirandolina,Das Kaffeehaus,Der Brauthandel. Durch seine Tätigkeit am Gericht als Rechtsanwalt hatte er die Möglich­keit, einen tiefen Einblick in die sozialen Mißstände seiner Zeit (18. Jahr­hundert) zu tun, die er in seinen Stücken geißelte.

Für beide Theaterabende wünsche ich Ihnen recht viel Freude. Wenn es Ihnen angenehm ist, melde ich mich demnächst an dieser Stelle wieder.

LUISE SURKE

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