Heft 
(1956) 2
Seite
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von Bronzegegenständen aus der Germanenzeit: eine Brillenfibel, die Hälfte einer zweiten, zwei dünne Drahthalsringe, einen dicker gedrehten Halsring mit ornamentierten Schlußplatten und Endspiralen, elf offene Armringe, einen goldenen Armring, mehrere Drahtspiralen von Arm- und einige von Fingerweite, ferner einen Knopf mit Öse, ein kleines Ring­gehänge, zwei Tülläxte und ein Stück Gußkuchen. Diese Gegenstände wurden dem Museum in Havelberg übergeben. An anderer Stelle wurden viele zerbrochene Gefäße und Tierknochen gefunden. Ein kleineres Gefäß enthielt verkohlte Weizenkörner und einige Unkrautsamen. Urnen aus dieser Zeit sind in größeren Mengen im Laufe der Jahrzehnte gefunden und zum Teil gut erhalten aufbewahrt worden. Im Jahre 1927 fand man eine größere Begräbnisstelle mit großen und kleinen Urnen auch aus der Germanenzeit, wobei Lanzenspitzen, andere Waffen und Wirtschafts­gegenstände aus Bronze gefunden wurden. Auf dem Grundstück des Bauern Guhl wurde ein guterhaltenes Bronzebeil ausgehoben, welches dem Museum in Perleberg übergeben wurde.

Im Jahre 1934 fanden im Zuge der archäologischen Landesaufnahme durch Dr. Waltraud Bohm in Lenzersilge Ausgrabungen auf der größten, mitten im Dorf liegenden Anhöhe statt.

Hier wurden durch vorsichtige Arbeit der Grundriß eines rechteckigen Hauses sowie Teile zweier weiterer Häuser freigelegt. Es ist erwiesen, daß es sich hier um ein germanisches Dorf handelt. Dunkle Stellen zeigten die .Feuerstellen an. Hier lagen größere Mengen von Scherben, die von Wirt­schaftsgegenständen herrührten, sowie Getreidekörner, wahrscheinlich Weizen, Hirse oder Erbsen. Eine große Anzahl von Scherben lag im Hause zerstreut, weiter wurden einige kleine Feuersteinmesser und einige Bronze­stücke gefunden.

Ein Verwahrfund bestand aus zwei Tüllenbeilen, einigen Armringen und Armspiralen, einem Bronzeknopf mit Öse, einem zierlichen Anhänger und einem Gußzapfen. Dieser Fund gehört in den Abschnitt zwischen 1000 und 800 vor der Zeitrechnung.

So beweisen uns diese Funde, daß unsere Heimat schon in frühester Zeit von germanischen Stämmen bewohnt war.

Daß diese Gegend auch zur Wendenzeit besiedelt gewesen ist, ist ebenfalls geschichtlich nachgewiesen. Die wendischen Einwanderer, die den Ger­manen nach ihrer Abwanderung folgten, errichteten hier, wo jetzt Lenzer­silge liegt, eine Burg und einen Burgwall. Bei dem Chausseebau wurde dieser Burgwall gegenüber dem Transformatorenhaus durchstochen. Auf einer bis zum Jahre 1945 in Gadow aufbewahrten Flurkarte war diese Wendenburg eingezeichnet.

So war dieses Sumpfgelände längst vor der Entstehung unseres Heimat­dorfes bewohnt. Erst viel später, im Jahre 1780, wurde hier die heutige Siedlung errichtet.

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