WICHARD HINGST
Vorgeschichtliches von Lenzersilge
Schön ist unsere Heimat — unser Prignitzland. Leider gehen immer noch viele Menschen teilnahmslos ^n den Naturschönheiten vorbei oder zeigen wenig Interesse für die Geschichte ihrer Heimat. Ja, jedes Dorf hat eine Vorzeit, und sie zu ergründen ist eine dankenswerte Aufgabe.
Auch das kleine Dörfchen Lenzersilge, an der Kreisstraße Perleberg—■ Lenzen gelegen, heute von grünenden Wiesen und rauschenden Wäldern umgeben, kann hiervon berichten. Aufzeichnungen hierüber zeigen uns ein interessantes Bild.
Die Niederung, in der Lenzersilge liegt, war vor vielen tausend Jahren von einem gewaltigen Urstrom ausgefüllt. Dieser Urstrom lagerte an seinem Rande sehr viel Sand ab. Es folgte dann ein trockenes Klima, und der Strom füllte sein Bett nicht mehr aus, so daß die sandigen Ufer auf weite Strecken hin trocken lagen.
Der Wind wehte Sandmassen zu Dünen auf, und hinter diesen Dünenwällen bildeten sich kleine Gewässer, die dann der Elbe zustrebten. Es bildeten sich auch seichte Seen, die schließlich durch Schilfrohr, Schwertlilien, Rohrkolben und andere Wasserpflanzen zuwuchsen. So entstand eine Reihe von Luchen. Zu den wichtigsten Gliedern dieser Luchkette gehörte auch das Lenzener Luch, oder die Lenzener-Silge. Diese Luche, ganz besonders das- Lenzener-Luch, wurden von den Dörfern am Elbestrom, die sich im Laufe der vielen Jahre auf dem Flugsand gebildet hatten, mit ausgenutzt. Noch heute gibt es eine Jageier-, Cumloser- und Müggen- dorfer-Silge.
Der größte Teil gehörte dem früheren Junkergut Gadow an, aber der sumpfigste Teil zu beiden Seiten der Löcknitz wurde das Lenzener Luch genannt und war auch im Besitz der Stadt Lenzen. Wie Lenzen in den Besitz dieses Luches kam, ist nicht aufgezeigt. Anzunehmen ist, daß es in den Besitz der Burg Lenzen, die ja im Laufe der Jahrhunderte sehr oft ihren Herrn wechselte, durch Kauf oder Tausch gekommen ist.
Seit welcher Zeit dieses Luch von Menschen bewohnt und besiedelt gewesen ist, läßt sich nicht mehr nachweisen. Fest steht aber, daß hier einst germanische Stämme gewohnt haben. Das beweisen viele Funde an Urnen, Begräbnisstellen und Schmuckgegenständen aus der Bronzezeit; also etwa seit 2000 v. d. Z. haben hier germanische Volksstämme ln größeren Ansiedlungen gelebt. Im Jahre 1905 machte man in Lenzersilge einen Fund
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